Erwin Steinhauer und Iris Berben im letzten Fall der "Polt"-Reihe von Alfred Komarek.

Foto: ORF/Epo Film/Hubert Mican

Wien – Eigentlich hat es sich schon vor ein paar Jahren ausgepoltert. Der 2013 erschienene Polt. hätte der letzte Teil der Krimireihe sein sollen. 2014 kündigte Autor Alfred Komarek überraschend einen weiteren Teil an. "Einen Polt schreib ich noch", versprach der damals 68-Jährige. Auch Polt-Darsteller Erwin Steinhauer hatte sich schon auf ein Ende eingestellt. "Aber wenn die Muse den Herrn Komarek niederschmust, dann hat man keine Chance", sagte er beim Pressegespräch.

In kleinem Kreis den "jungen Grünen" verkosten

Alt, aber Polt heißt der sechste und wirklich letzte Teil der Krimireihe, den der ORF am Karsamstag zeigt. Der pensionierte Polt lebt zufrieden und zurückgezogen im Wiesbachtal. Gendarm ist er schon lange nicht mehr, stattdessen betreibt er eine Greißlerei und frönt dem Weinanbau und -genuss. Statt sich am Herbstzauber unter die Masse zu mischen, zieht er es vor, in kleinem Kreis seinen "jungen Grünen" zu verkosten. "Bin ich froh, dass ich mit all dem nichts mehr zu tun hab", sagt Polt, als seine Freunde über Globalisierung und Migration sinnieren.

Am nächsten Tag wird die Tochter des angesagtesten Winzers des Tales tot aufgefunden. Polizist Grabherr (Rainer Wöss) bittet den pensionierten Gendarm um seine Hilfe. Aus der Ruhe lässt sich Simon Polt durch den Todesfall zwar nicht bringen, kann es aber trotzdem nicht lassen, in dem Fall zu ermitteln. Schließlich ist Polt zwar alt, aber immer noch Polt.

Berben bringt Kultur ins Dorf

Unterstützung bekommt er von der aufbrausenden Mira Martell (Iris Berben), die versucht, mit Aufführungen von Shakespeares Hamlet mehr Kultur ins Dorf zu bringen. "Wenn's in den Texten ums Trinken geht, werden die Leute schon kommen", denkt sie. Als die Reihen leer bleiben, schenkt sie sich selbst ein und betrachtet die Welt lieber "durchs Veltlinerglas".

"Für mich war es, wie in eine andere Welt zu treten", sagte Iris Berben über den Dreh im Weinviertel. Es sei "ungeheuer spannend, dass das eine knappe Stunde von Wien gelebt wird". Die Landschaft vertrage es, in einem so "unfassbar ruhigen" Film gezeigt zu werden. Die gemächliche Geschwindigkeit treffe aber sicher nicht jeden Geschmack, glaubt Berben. "Viele sind schon sehr verdorben durch die schnellen Schnitte, das schnelle Gucken und Konsumierenwollen", sagte sie bei der Präsentation.

Nicht aufhören nach Wahrheit zu suchen

Julian Pölsler, der Regie führte und Komareks Roman für das Fernsehen adaptierte, glaubt, dass Simon Polt seit seinem Ausscheiden aus der Gendarmerie noch mehr zu einer Identifikationsfigur für das Publikum geworden ist. "Er ist einer, der wie wir nicht aufhört, nach der Wahrheit zu suchen", sagt Pölsler. Um den Krimiplot geht es dem Regisseur aber sowieso nicht. Den Mord und seine Aufklärung müsse man "als Schlüssel zum Verständnis eines Lebensraums sehen, mit all den Verwerfungen und Brüchen in einer vordem so geordneten Gesellschaft."

In den 18 Jahren seit dem ersten Film ist Steinhauer mit Polt gealtert. Polts Waffenrad ist einem E-Bike gewichen – auf Steinhausers Wunsch, wie er sagt. Selbst hat Steinhauer den Film noch nicht gesehen, er brauche nach dem Dreh noch viel mehr Abstand.

Erst nach dem vierten Polt-Film habe er sich alle vier Filme "auf einen Fleck" angeschaut. Zufrieden mit sich sei er sowieso nie. "Sobald ich anfange, mir selbst zu gefallen, ist es bald aus." Für Herbst plant er ein Kabarettprogramm mit dem Arbeitstitel Vatermord, das für seine Begriffe zwar "sehr politisch", aber nicht tagespolitisch sein werde.

"Keine Experimente mit Polt"

Für das Land Niederösterreich ist der sechste Polt wieder eine gute Werbefläche, das Land ist in etlichen Totalen in Szene gesetzt und das namensgebende Exportgut des Weinviertels allgegenwärtig. Langzeit-Landeshauptmann Erwin Pröll war Stammgast am Set, Niederösterreich steuerte auch dieses Mal wieder 150.000 Euro bei.

Eine unverfilmte Buchvorlage gäbe es noch: die 2011 veröffentlichte Geschichtensammlung Zwölf Mal Polt. Stoff für einen Episodenfilm und eine weitere Polt-Wiederauferstehung? "Keine Experimente mit Polt", sagt Steinhauer. Außerdem: "Wie soll der heißen? Steinalt, aber Polt? Das muss nicht sein." (Philip Pramer, 31.3.2018)