Milton Keynes – Seine ungewöhnliche Größe und ganz besonders seine erdähnliche chemische Zusammensetzung stellten immer schon ein Rätsel dar: Warum der Mond so ist, wie er ist, erklären sich Astronomen mittlerweile letztlich mit einer gewaltigen kosmischen Kollision, bei der ein annähernd marsgroßes Objekt die junge Erde streifte. Eine aktuelle Studie geht sogar davon aus, dass dieser Theia genannte Protoplanet die Erde direkt traf und dabei komplett zerstörte.

Wie unser Heimatplanet vor diesem kataklysmischen Ereignis aussah, war bisher weitgehend unklar gewesen – doch nun hat ein internationales Forscherteam teilweise überraschende Hinweise auf die Zusammensetzung der Urerde gefunden: Das Team um Richard Greenwood von der englischen Open University in Milton Keynes vermutet, dass der Großteil des heute existierendes Wassers bereits vor diesem Zusammenstoß auf der Erde vorhanden war.

Rätselhafte Wasserquelle

Dies allerdings passt nicht so ganz zur aktuell anerkannten Theorie, wonach das terrestrische Wasser im Laufe der Zeit durch Asteroiden und Kometen auf die Erde gebracht worden ist. Grundlage der nun im Fachjournal "Science Advances" erschienen Studie sind Untersuchungen von Gesteinen, die Astronauten im Rahmen der Apollo-Missionen zur Erde brachten sowie vulkanische Gesteine vom Ozeangrund der Erde.

Greenwood und seine Kollegen untersuchten dabei speziell Sauerstoff-Isotope, die sich bei Gesteinen vom Mond von der Erde als auffallend ähnlich erwiesen. Die nachgewiesenen Parallelen untermauern zwar die These von der Kollision eines Himmelskörpers mit der Erde, doch sie widersprechen der Idee, dass später Kometen das Wasser auf unseren Planeten gebracht haben. Wäre es so gewesen, dann hätten man bei den Sauerstoff-Isotopen von den beiden Himmelskörpern größere Unterschiede festgestellt.

Nach Ansicht der Forscher kann das nur eines bedeuten: Das heute auf der Erde vorhandene Wasser muss bereits vor dem Einschlag von Theia auf der jungen Erde existiert haben. Die These, dass Wasser einen solchen Einschlag überleben könnte, hat nach Ansicht der Wissenschafter auch Folgen für die Suche nach Leben jenseits unseres Sonnensystems: Exoplaneten, die aus einer Kollision mehrerer Himmelskörper hervorgegangen sind, könnten in ihrer habitablen Zone Leben hervorgebracht haben. (tberg, 2.4.2018)