In der syrischen Region Ostghouta haben die zuletzt dort verschanzten islamistischen Kämpfer am Montag laut Staatsmedien mit dem Abzug begonnen. "Vier Busse mit den Terroristen von Jaish al-Islam und ihre Familien haben Douma verlassen", berichtete das syrische Fernsehen. Ihr Ziel sei die Stadt Jarabulus in Nordsyrien, die von protürkischen syrischen Rebellen kontrolliert wird.

Im Laufe des Tages sollten sich die Fahrzeuge auf einer Autobahn außerhalb der nahe gelegenen Hauptstadt Damaskus sammeln und dort das Ende der Vorbereitungen für den ersten Fahrzeugkonvoi abwarten.

Am Sonntag hatten syrische Medien, Russland und Aktivisten berichtet, dass Jaish al-Islam einer von Russland vermittelten Vereinbarung zum Abzug aus dem letzten von Rebellen gehaltenen Gebiet in Ostghouta zugestimmt habe. Die Rebellen bestätigten das zunächst nicht.

Strategische Bedeutung

Nach Angaben der syrischen Regierungszeitung "Al-Watan" sollen die Evakuierten aus Douma in eine Rebellenenklave nach Nordsyrien gebracht werden. Die Vereinbarung sehe auch vor, dass die abziehenden Kämpfer ihre schweren Waffen übergeben.

Damit stünde einer vollständigen Rückeroberung der ehemaligen Rebellenregion Ostghouta durch die syrische Armee kaum mehr etwas im Wege. Für Staatschef Bashar al-Assad wäre das ein großer Sieg. Wegen ihrer Nähe zu Damaskus hat die Region eine besondere strategische und symbolische Bedeutung.

Mit massiven Luftangriffen, Belagerungen und Vorstößen auf dem Boden hatten die syrische Armee und die mit ihr verbündete russische Luftwaffe die Rebellen seit Beginn der Offensive Mitte Februar immer stärker in Bedrängnis gebracht. Nach und nach brachen sie den Widerstand und übernahmen frühere Bastionen islamistischer Kämpfer, die von dort aus Wohnviertel in Damaskus beschossen. Nur das Stadtzentrum von Douma befand sich zuletzt noch unter Kontrolle von Rebellen.

Abkommen

Die Regierung kontrollierte nach jüngsten Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte etwa 95 Prozent der früheren Rebellenbastion. Der Beobachtungsstelle zufolge fanden im Zuge der Militäroffensive mehr als 1.600 Zivilisten im Kessel von Ostghouta den Tod. Die Angaben der in Großbritannien ansässigen Beobachtungsstelle, die sich auf Informanten in Syrien stützt, lassen sich nur schwer überprüfen.

Die mit Jaish al-Islam getroffene Abzugsvereinbarung ähnelt den Abkommen, die zuvor schon mit zwei weiteren Gruppen islamistischer Kämpfer in Ostghouta geschlossen worden waren. Nach Angaben der syrische Behörden zogen infolge dieser Vereinbarungen in den vergangenen Tagen bereits mehr als 46.000 Menschen, darunter etwa ein Viertel islamistische Kämpfer, aus Ostghouta ab.

"Vom Terrorismus geleert"

Bis Freitag hatten im Zuge der Evakuierungsaktion bereits 31.890 Menschen den von der Islamistengruppe Faylaq al-Rahman kontrollierten Süden von Ostghouta verlassen, wie die Nachrichtenagentur Sana meldete. Nach der Gruppe Ahrar al-Sham hatte vor einer Woche auch Faylaq al-Rahman zugesagt, ihre Kämpfer aus Ostghouta abzuziehen. Nur die Jaish al-Islam hielt ihren Widerstand zunächst noch aufrecht.

Am Samstag hatten Staatsmedien die Räumung der vorletzten noch von Rebellen gehaltenen Enklave in Ostghouta erklärt. Die Gebiete Jobar, Arbin, Zamalka und Ain Terma seien "sicher und vom Terrorismus geleert", meldete Sana, nachdem die letzten Busse mit Kämpfern und Zivilisten die Region verlassen hatten.

Wegen der seit 2003 andauernden Blockade durch die syrische Armee mangelt es in Ostghouta an Lebensmitteln und Medikamenten. Viele Einwohner leiden an Hunger, Kinder sind zum Teil stark unterernährt. (APA, 2.4.2018)