Die USA und Großbritannien machen Kinderspielchen, sagt Russlands Außenminister Sergej Lawrow.

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Moskau – Im Streit über den Giftanschlag auf den früheren Agenten Sergej Skripal hat Russland den Briten und den USA jeden Anstand abgesprochen. In Zeiten des Kalten Krieges habe es wenigstens einige Regeln gegeben, sagte Außenminister Sergej Lawrow am Montag. Jetzt aber hätten die USA und Großbritannien allen Anstand fahren lassen und machten Kinderspielchen.

Lawrow stellte in den Raum, dass der Anschlag auch durchaus im Interesse von Großbritannien selbst gewesen sein könnte. Wie weit sich die Eskalationsspirale jetzt noch drehe, liege nicht in den Händen Russlands.

"Einfacher, klarer Vorschlag"

Indessen hat Russland einen Vorschlag für die Ermittlungen von Chemiewaffen-Experten angekündigt. Dieser solle bei einer Sondersitzung der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) am Mittwoch vorgestellt werden, sagte der russische Vertreter bei der OPCW, Alexander Schulgin.

"Das wird ein einfacher, klarer Vorschlag, der dazu bestimmt ist, zu den Untersuchungen des Vorfalls in Salisbury beizutragen", sagte Schulgin, ohne Details zu nennen. Russland hat die Sondersitzung des OPCW-Exekutivrats beantragt, um über den Fall Skripal zu beraten. Dabei sollten sämtliche Fakten geklärt werden, die zur Wahrheitsfindung beitragen, sagte Außenminister Lawrow. Die Sitzung findet Berichten zufolge unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Chemiewaffenkonvetion

Die OPCW mit Sitz in Den Haag ist verantwortlich für die Umsetzung der Chemiewaffenkonvention aus dem Jahr 1997. Sie ist eine unabhängige internationale Organisation und arbeitet aber eng mit den Vereinten Nationen zusammen.

Der frühere Doppelagent Skripal war am 4. März zusammen mit seiner Tochter bewusstlos auf einer Parkbank in der südenglischen Stadt Salisbury gefunden worden. Großbritannien geht davon aus, dass beide mit dem einst in der Sowjetunion entwickelten Kampfstoff Nowitschok vergiftet wurden, und verdächtigt daher Russland, an dem Vorfall beteiligt gewesen zu sein.

Der 66-jährige Skripal befindet sich in einem kritischen Zustand, seiner 33-jährigen Tochter geht es besser, sie kann Berichten zufolge wieder essen und trinken. Russland fordert für seine Diplomaten Zugang zu ihr, weil sie russische Staatsbürgerin ist. (APA, Reuters, 2.4.2018)