Die Skelette eines ausgewachsenen Höhlenbären und eines Jungtiers.
Foto: Royal Belgian Institue of Natural Sciences

Tübingen – Mit bis zu 3,50 Metern Länge und 1,70 Metern Schulterhöhe war der Höhlenbär (Ursus spelaeus) deutlich größer als der heutige Braunbär. Die Spezies tauchte vor etwa 400.000 Jahren in Europa auf, bis sie vor 24.000 Jahren wieder ausstarb. Forscher haben für das Verschwinden der eiszeitlichen Riesen nun drei ausschlaggebende Gründe identifiziert, wie die Universität Tübingen berichtet: das Klima, den Menschen und als drittes die mangelnde Flexibilität der Tiere.

Klassische Aussterbegründe

Verantwortlich gemacht wurden bislang meist der prähistorische Mensch und die Kälte des letzten Gletschermaximums: Vor 24.000 bis 19.000 Jahren legt die ohnehin schon seit langem anhaltende Kaltzeit nämlich noch einmal eins drauf, was viele Spezies in Bedrängnis brachte. Dazu kam nun ein gefährlicher zweibeiniger Jäger aus dem Süden: Paläogenetische Untersuchen zeigten, dass die Dezimierung der Bären vor rund 50.000 Jahren begann, als der anatomisch moderne Mensch in Europa den Neandertaler verdrängte. Knochenfunde mit Pfeilspitzen und Schnittspuren deuteten darauf hin, dass der Höhlenbär von Menschen gejagt wurde.

Beide Faktoren waren laut der aktuellen Studie tatsächlich wichtig – komplettiert wurden sie allerdings durch den Umstand, dass sich die Tiere ernährungstechnisch in eine Sackgasse manövriert hatten. Eigentlich sind Bären klassische Allesfresser und entsprechend vielseitig. Wissenschafter haben aber schon vor einiger Zeit anhand der Isotopenzusammensetzungen im Kollagen der Knochen nachgewiesen, dass Höhlenbären nicht sehr flexibel waren: Sie haben sich praktisch ausschließlich vegetarisch ernährt. Und daran hielten sich auch noch fest, als das pflanzliche Angebot durch die fortschreitende Abkühlung immer kleiner wurde.

Noch einmal untersucht

Das Wissenschafterteam aus Deutschland, Italien und Kanada untersuchte Knochen aus Höhlen in Norditalien, wo es die Bären noch vor 24.000 Jahren gegeben hatte, während sie aus anderen Regionen schon Jahrtausende zuvor verschwunden waren. Die Forscher datierten die Knochen neu und verglichen die Ernährung dieser letzten Höhlenbären mit älteren Populationen ihrer Art. Zudem suchten die Forscher nach Beweisen für Jagd und Verzehr durch Menschen.

Die neuen Radiokarbon-Daten bestätigten das Alter der Höhlenbären und damit auch, dass diese den Beginn des Gletschermaximums überlebt hatten. Spuren an den Knochen untermauern, dass prähistorische Menschen die Bären jagten und verwerteten. Die Isotopenzusammensetzung zeigte zudem, dass die Höhlenbären ihre vegetarische Ernährung auch im abkühlenden Klima beibehielten und nicht durch Fleisch erweiterten. Alle drei Faktoren zusammen waren für das Überleben der Art offensichtlich zu viel. (red, 4. 4. 2018)