Im Zuge der Debatte über den Aufnahmestopp für Ausländer wurden Fahrzeuge der Essener Tafel beschmiert.

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Essen/Wien – Die deutsche Hilfsorganisation Essener Tafel hat am Dienstag beschlossen, ihren umstrittenen Aufnahmestopp für Ausländer wieder aufzuheben. Der entsprechende Beschluss werde Mittwochnachmittag in Kraft treten, erklärte Vereinsvorsitzender Jörg Sartor.

Die Essener Tafel will damit einen Schlussstrich unter eine Debatte setzen, die sie am 10. Jänner selbst ausgelöst hatte. Damals hatte sie erklärt, Bedürftige mit nichtdeutschem Pass nicht mehr als Neukunden aufzunehmen. Die Organisation begründete das mit Kapazitätsengpässen, mit einem sehr hohen Ausländeranteil unter ihren Kunden und dem Argument, dass sich ältere Menschen und alleinerziehende Mütter von den jungen fremdsprachigen Männern abgeschreckt fühlten.

Kritik von und an Merkel

Das hatte in Deutschland zu einer umfangreichen Debatte über Diskriminierung und Armut geführt, in der sich sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel kritisch äußerte – und dann selbst dafür kritisiert wurde.

Bereits am 9. März war es in Essen zu einem runden Tisch gekommen, an dem Vertreter der Essener Tafel, der Essener Wohlfahrtsverbände sowie des Verbunds der Essener Migrantenselbstorganisationen teilnahmen. Danach kündigte die Essener Tafel ein Ende des Aufnahmestopps binnen weniger Wochen an.

ARD-Bericht von Anfang März über die Essener Tafel.
ARD

Sollte es in Zukunft erneut zu einem Kapazitätsengpass kommen, heißt es in einem Statement, "werden besonders Alleinerziehende, Familien mit minderjährigen Kindern sowie Seniorinnen und Senioren – egal welcher Herkunft – bevorzugt aufgenommen".

Die Essener Tafel sammelt Lebensmittel ein, die nicht mehr verkauft werden, aber eigentlich noch genießbar sind. Diese verteilt sie dann an Bedürftige. Laut der Website der Hilfsorganisation versorgt sie 16.000 Menschen in der Woche. (red, 3.4.2018)