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Was werden Amazon Echo, Google Home und Co in einigen Jahren hören? Diese Frage stellen sich nach Patentanträgen US-Konsumentenschützer

Foto: AP/Thompson

Der Siegeszug von Amazons smartem Lautsprecher Echo kam überraschend. Nach dessen Präsentation vor vier Jahren gab es viel Häme. Das Gerät, das mitten während den Enthüllungen weltweiter NSA-Spionage auf den Markt kam, wurde etwa mit dem "Televisor" aus dem dystopischen Roman 1984 von George Orwell verglichen. Niemand würde sich einen immer lauschenden Lautsprecher ins Haus stellen, mutmaßten viele Beobachter damals.

Doch mittlerweile gelten smarte Lautsprecher als eine der wichtigsten Hardware-Kategorien. Fast alle großen Hersteller haben derartige Geräte präsentiert, neben Vorreiter Amazon etwa Google, Apple, Samsung und Sonos. Auch Facebook und Spotify sollen an ähnlichen Lautsprechern arbeiten. Die Hersteller betonen, dass die Geräte nur nach Signalworten (etwa "Alexa!") aktiv werden und keinesfall ständig Daten übertragen würden.

Consumer Watchdogs: "Überwachungssystem"

Im Zuge des Skandals rund um die massiven Datensammlungen auf Facebook werden allerdings auch smarte Lautsprecher unter die Lupe genommen. Das soziale Netzwerk selbst verschob die Vorstellung seines Geräts etwa für unbestimmte Zeit. Neue Aufmerksamkeit erhält ein drei Monate alter Bericht der US-Konsumentenschützer Consumer Watchdog, die Patentanträge von Amazon und Google unter die Lupe genommen hatten.

"Wenn man Teile der Anträge liest, wird klar, dass hier eine Spionagesoftware und ein Überwachungssystem erschaffen wird, dass einen an Werbekunden verkauft", sagt Consumer Watchdogs-Präsident Jamie Court zur New York Times. Die Unternehmen wollen herausfinden, "was bei uns daheim passiert", so Court.

Telefongespräche belauschen

Ein Patentantrag von Amazon stellt etwa einen Algorithmus vor, der auf einer Reihe von Geräten wie e-Readern oder Tablets zum Einsatz kommen könnte. Wenn bestimmte Signalworte vorkommen, etwa "Liebe" oder "gekauft", analysiert der Algorithmus diese, um Werbevorschläge abzuleiten. Ein Diagramm zeigt etwa ein Telefongespräch zwischen zwei Freundinnen, das abgehört und für potenzielle Werbekunden gescannt wird.

Kinder überwachen

Google, zu dem Smart Home-Hersteller Nest gehört, will ein System zur Kinderüberwachung patentieren. Software könne Sprachmuster identifizieren und so überprüfen, ob ein Kind "Unfug" treibt. Als Reaktion könnte ein smarter Lautsprecher eine Verwarnung an das Kind aussprechen. Ein anderer Patentantrag hat die Analyse der Nutzerstimme zum Inhalt. Diese soll auf die Stimmung des Users oder etwaige Krankheiten ("durch festgestelltes Niesen, Husten und anderes") überprüft werden.

Kleidung scannen

Außerdem könnten beispielsweise Kleidungsstücke von Kameras gescannt werden, um die Interessen des Nutzers festzustellen. Im vor drei Jahren eingerichten Patentantrag heißt es wörtlich: "Ein Gerät könnte auf einem T-Shirt das Gesicht von Will Smith erkennen. Zusätzlich könnte im Internetverlauf festgestellt werden, dass der Nutzer nach Will Smith gesucht hat. Dann könnte die Anwendung dem Nutzer Filme von Will Smith vorschlagen." Einem Kind, das mit einem Baseballschläger den Raum betritt, könnten Vorschläge für Sportcamps in der Umgebung präsentiert werden.

Hersteller wiegeln ab

Google gab an, dass man "von Patentanträgen nicht auf tatsächliche Produktankündigungen" schließen könne. Auch Amazon dementierte, derartige Features einführen zu wollen. Doch immer wieder gibt es Vorfälle, die infrage stellen, dass smarte Lautsprecher tatsächlich nur nach einer Aktivierung durch Signalwörter mithören. In einem Mordprozess behauptete die Anwältin des Verdächtigen, sein smarter Lautsprecher habe regelmäßig aufgenommen. Google verteilte vergangenen Herbst Google Mini-Geräte an Journalisten, die konstant aktiviert waren. Nutzer können sowohl bei Amazon als auch bei Google online überprüfen, welche Sprachbefehle registriert wurden. (fsc, 4.4.2018)