"Es ist unsere Verantwortung, deine Informationen zu schützen. Wenn wir das nicht können, haben wir diese Verantwortung nicht verdient." Dieses Zitat hat ähnliche Aussagekraft wie "Wir finden es schön, wenn es dir gut geht, und weniger schön, wenn es dir nicht gut geht" und klingt wie aus einem Schimmelbrief, den alle im Internet aktiven Firmen ihren Kunden schicken könnten, die zwischen den Begriffen "Verantwortung" und "Vertrauen" nicht unterscheiden können.

Im konkreten Fall beginnt mit diesen Worten ein von Mark Zuckerberg in deutschen Zeitungen geschaltetes Inserat, in dem er sich für den soeben enthüllten, von seiner Firma lange tolerierten Datenmissbrauch bei den Facebook-Usern entschuldigt.

Abgesehen davon, dass öffentliche Bitten um Verzeihung hierzulande noch viel zu selten vorkommen – wann entschuldigt sich beispielsweise die Gemeinde Wien für die Trotteleien beim Bau des KH Nord, Niki Lauda für seine Chuzpe-Maximierung namens "österreichische Lösung" oder Wolfgang Fellner für sein journalistisches Lebenswerk? –, schmerzt es auch ein wenig, dass österreichische Konsumenten Zuckerberg keine eigene Entschuldigungsanzeige wert waren. Aber vielleicht kommt die ja noch. Hier ein kleiner Textvorschlag:

"Es ist unsere Verpflichtung, wenigstens so zu tun, als würden wir eure Informationen schützen. Wenn wir nicht einmal das schaffen, sollten wir uns nur mehr schamerfüllt die Hand vors Gesicht halten. Facepalm statt Facebook.

Liebe Österreicherinnen und Österreicher, es heißt, ihr durchschaut uneigentliches Sprechen – bei euch 'Schmäh' genannt – rascher als eure nördlichen Nachbarn. Also will ich gleich Klartext reden und eine ehrliche Frage stellen: Warum soll ich mich plötzlich entschuldigen?

Schon vor Jahren wurde bekannt, dass ich einem Freund schriftlich meine Einschätzung verraten habe, warum so viele Menschen freiwillig ihr Leben auf Facebook dokumentieren: weil sie Vollidioten sind. (Ich habe den Ausdruck 'dumb fucks' verwendet, aber das sollte ich lieber nicht wörtlich übersetzen.) Man kann also wirklich nicht behaupten, ich hätte euch nicht gewarnt. Und das taten auch viele meiner Mitarbeiter. 'Facebook zerstört Kooperation und zivile Diskussion, fördert Desinformation und Lügen und manipuliert Menschen. Meine Kinder dürfen diesen Scheiß nicht benutzen', hat einer meiner ehemaligen Topmanager unlängst wieder erklärt.

Zum Thema 'manipuliert' gibt es hübsche Zahlen aus Österreich: Von den 2,9 Millionen Kommentaren, die zu eurer letzten Nationalratswahl auf Facebook abgegeben wurden, stammt die Hälfte von gerade einmal 8.900 Usern. Über eine Million dieser Kommentare wurden von überhaupt nur 4.100 Usern verfasst. Und wie viele davon real existierende Menschen waren, weiß niemand.

Verratet das einmal eurer Staatssekretärin im Innenministerium, die neulich gemeint hat, als Gesetzgeber müsse man 'stärker in Facebook schauen', da sich dort 'die Stimmung in der Gesellschaft widerspiegelt'. Vielleicht könnt ihr die Dame darüber aufklären, dass Facebook mit der Stimme des Volkes so viel zu tun hat wie eine Flatulenz Anna Netrebkos mit dem Klang der Oper." (Florian Scheuba, 4.4.2018)