Grafikkarten sind aktuell ein rares Gut.

Foto: Nvidia

Auch wenn ich kein schallgedämmtes PC-Gehäuse mein eigen nenne, ist meine Toleranz für Lärm enden wollend. Daher sorgte das plötzliche "Klackern" meines Rechners, der mich kurz nach Jahresanfang damit überraschte, nicht für übermäßige Begeisterung. Die Ursache war schnell identifiziert: Einer der beiden Lüfter meiner Grafikkarte, eine GTX 970, lief plötzlich unrund.

Zu diesem Zeitpunkt waren Highend-Grafikkarten von Nvidia noch einigermaßen gut verfügbar. Die Einstiegspreise für die GTX 1070 lagen um die 420 Euro, die Lieferzeit auf Amazon zwischen "sofort" und wenigen Tagen. Dennoch ein beachtlicher Batzen Geld. Plan A war also eine Behebung des Problems, zumal die installierte Karte sonst einwandfrei ihren Dienst verrichtete.

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Unglück im Glück

Die Reparatur glückte. Etwas handwerklicher Einsatz und eine kleine Dosis WD40 ließen den Lüfter wieder mit normalem Betriebsgeräusch gleichmäßig laufen. Das Problem schien gelöst und das Geld gespart – so dachte ich jedenfalls.

Aber nicht einmal zwei Wochen später meldete sich der "Patient" erneut. Ein nerviges "Klack-Klack-Klack" störte immer wieder den Spiele- und Streaming-Genuss und übertrug sich zeitweise sogar bis in die Ingame-Chats bei Multiplayer-Partien. Nach einigen Tagen stillen Leidens war der Beschluss gefasst: Eine neue Grafikkarte musste her.

Fünf Bestellungen,...

Die Preise waren mittlerweile allerdings – aufgrund des trotz Bitcoin-Crashes nicht abreißenden Runs auf Kryptowährungen – angestiegen, ebenso wie die Lieferdauer. Um nicht von den Schwierigkeiten eines einzelnen Herstellers abhängig zu sein, orderte ich zwischen 12. Und 22. Jänner gleich fünf GTX 1070 im Preisbereich von 435 bis 470 Euro, jeweils angegeben mit einer Verfügbarkeit von einer Woche bis einen Monat und direkt von Amazon versandt. Denn ich war nicht bereit, weit über 500 Euro für ein direkt verfügbares Modell hier oder einem anderen Händler zu zahlen.

...eine Tragödie

Was sich seitdem rund um die Bestellungen ereignete, ist eine Chronologie der Tristesse. Denn die Zwischenhändler haben, wenig überraschend, nicht Amazon zuerst mit ihren Beständen beliefert. Etwa zwei Wochen nach der ersten Bestellung trudelte die erste E-Mail des Onlinehändlers ein, in der man den Bestellauftrag für das günstigste Modell aufgrund von Nichtverfügbarkeit stornierte. Für alle anderen lesen sich die bisher erhaltenen, unregelmäßig eintreffenden Nachrichten so:

"Guten Tag, wir versuchen noch immer, den/die folgenden Artikel der Bestellung (...) für Sie zu besorgen: (...). Sobald wir einen vorraussichtlichen [sic!] Liefertermin haben, werden wir Sie informieren. Falls Sie eine Stornierung Ihrer Bestellung bevorzugen, können Sie dies über folgendem Link veranlassen..."

Für Besteller von Grafikkarten auf Amazon momentan ein bekanntes Bild.
Screenshot: Amazon

Verzweiflungstat Gebraucht-Karte?

Rund drei Monate nach der ersten Bestellung habe ich also bis heute kein einziges Lieferdatum. Ein Problem, mit dem ich sicherlich nicht alleine bin. Und die Situation hat sich nicht gebessert. Vereinzelt lagernde GTX 1070-Karten für 530 Euro gehen derzeit als "Schnäppchen" durch. Preise jenseits der 560 Euro sind die Regel, egal bei welchen Händlern man sich umsieht. Für manche Modelle müsste man sogar über 700 Euro hinlegen. Die GTX 1080 erreicht mitunter sogar vierstellige Beträge. "Absurd" wäre noch eine sehr beschönigende Bezeichnung für die Lage.

Nachdem die Aussichten laut jüngsten Stellungnahmen von Nvidia, wo man der Nachfrage weiter nicht hinterherkommt, trübe sind, überlege ich mittlerweile schon die Anschaffung einer gebrauchten 1070. Ein Gedanke, der mir ob des immer wieder auftretenden Lüfterklackerns meiner aktuellen Karte, nicht sonderlich behagt.

Dabei will ich doch nur spielen. Und zwar ungestört. (Georg Pichler, 08.04.2018)