Wien – Skandinavische Serien sind im Fernsehen derzeit fast eine Bank. Von Borgen bis The Bridge, von The Killing bis The Team – der hohe Norden übt auf das Serienpublikum eine beachtliche Anziehungskraft aus. Entsprechend hoch ist die Schlagzahl: In Dänemark, Schweden und Norwegen entstehen pro Jahr ungefähr zehn Serienstaffeln, viele davon sind Krimis.

In diesem Hype legt Sky ab Freitag Der Grenzgänger nach, eine Krimiserie, die unverkennbar auf das Erfolgsrezept des "Scandi noir"-Genres zurückgreift. Nikolai ist Polizist mit Prinzipien. Er liefert seinen Kollegen aus, dafür wird er geehrt und darf Auszeit nehmen. Die verbringt er bei seinem Bruder (Benjamin Helstad), kurz darauf passiert ein Mord.

Thomas Santelmann und Benjamin Helstad (re.).
Foto: TV2 / Monster Scripted / Sky Deutschland

Nikolai nimmt die Ermittlungen auf, ihm zur Seite seine aufmerksame Kollegin Anniken (Ellen Dorrit Petersen) und Nikolais Bruder – ebenfalls Polizist und scheinbar in den Mord verwickelt. Nikolai deckt den Bruder, fortan hat die Kollegin einen schweren Stand und die Zuschauer eine immer drängendere Frage: Kommt sie ihm auf die Schliche?

Skandinavische Krimis sind erfolgreich, "weil sie realitätsnah sind", sagt Tobias Santelmann, der Nikolai spielt. Im Fall von Der Grenzgänger habe ihn die Nachvollziehbarkeit der Handlungen interessiert: "Menschen machen Fehler. Die interessante Frage dahinter ist: Was machen sie, nachdem sie Fehler begangen haben?"

Ellen Dorrit Petersen.
Foto: TV2 / Monster Scripted / Sky Deutschland

Entstanden ist der Grenzgänger auf besondere Weise, erklärt Santelmann im Gespräch mit dem STANDARD: "Das Skript war nicht fertig, als wir zu drehen begannen. Wir wussten nicht, wie es endet. Es war beängstigend, frustrierend und fantastisch zugleich."

Ein Detail am Rande beschäftigte den norwegischen Schauspieler (Homeland, Kon-Tiki) im Vorfeld: Nikolai ist schwul, was aber nicht Mittelpunkt der Serie ist. "Seine Homosexualität ist Teil der Story", sagt Santelmann. "Großartig, dass wir nicht extra darauf zeigen müssen. 2018 sollte das keine Sache sein."

Dagbladet

In Santelmanns Vorbereitung war es das. Er fragte schwule Polizisten, wie offen diese ihre Homosexualität leben: "Einer war offen schwul, ein anderer hielt es anfangs geheim. Er machte jedes Jahr eine Weihnachtsparty mit Kollegen bei sich zu Hause. Davor musste der Freund aus der Wohnung, er entfernte dessen Namen vom Postkasten, damit niemand sieht, dass hier zwei Personen wohnen." Vier Jahre später habe er sich geoutet. "Es war keine große Sache", sagt Santelmann. "Wie auch bei uns in der Serie. Ich bin ziemlich stolz darauf." Acht Folgen, ab Freitag auf Sky Atlantic HD. (Doris Priesching, 5.4.2018)