Wien – Um die Zukunft des Bank-Austria-Kunstforums ranken sich Spekulationen – wieder einmal. Das in einem prestigeträchtigen Palais an der Wiener Freyung untergebrachte Ausstellungshaus wälzt gerade Zukunftspläne. Die von Direktorin Ingried Brugger geführte Einrichtung überprüft dabei auch den Mietvertrag, mehr noch: Nach STANDARD-Informationen wurde dieser kürzlich gekündigt. Wobei das Kunstforum nach Angaben eines Sprechers davon keine Kenntnis hat, Vermieter Signa und Bank Austria wiederum wollen entsprechende Gerüchte nicht kommentieren.
Die zum Immobilienimperium von René Benko zählende Signa hat das Objekt Renngasse 2 / Freyung 8 und damit die Herberge des Kunstforums 2010 von der Bank Austria erworben und legte dafür dem Vernehmen nach 60 Millionen Euro auf den Tisch. Größter Mieter ist die staatliche Bundesimmobiliengesellschaft, die den Verfassungsgerichtshof in das Gebäude einquartierte. Schon kurz nach dem Immobiliendeal war die Zukunft des Kunstforum-Standorts ungewiss.
Übersiedlung geplatzt
Signa und Bank Austria einigten sich vorerst auf eine Übersiedlung der Kultureinrichtung in die nahegelegene Seitzergasse, als Teil des ebenfalls in Signa-Besitz befindlichen Goldenen Quartiers. Wenige Monate später hieß es: Kommando retour. Der überragende Erfolg der Frida-Kahlo-Ausstellung mit 362.000 Besuchern und Zweifel an der Eignung des geplanten neuen Standorts hatten zum Umdenken und Verbleib am angestammten Platz geführt.
Warum jetzt wieder an der Adresse Freyung gerüttelt wird? Ein Insider meint, dass es derzeit Gespräche zwischen Signa und Bank Austria darüber gebe, "wie der künftige Betrieb ab 2020 sichergestellt werden kann". Die Signa ist nämlich nicht nur Vermieter, sondern ist neben der Unicredit-Tochter zum Hauptsponsor des Kunstforums avanciert. Zwar sollen beide Partner an einer Fortsetzung der Kooperation interessiert sein, doch die Modalitäten sind offen.
Einsparungen erhofft
Bei einem höheren einstelligen Millionenbudget des Hauses pro Jahr dürften die Finanzfragen nicht ganz nebensächlich sein, zumal die Bank Austria bekanntermaßen einen ziemlich straffen Kostenkurs fährt. Schon bei den seinerzeitigen Übersiedlungsplänen spielte das Thema Einsparungen eine Rolle.
Keine Auswirkungen haben die Querelen auf laufende und künftige Ausstellungen. Derzeit wird mit Man Ray eine Ikone der US-Fotografie gezeigt. Im Herbst folgt dann eine Schau über den Einfluss des Japonismus auf die europäische Moderne. (Andreas Schnauder, 4.4.2018)