Prag – Drei tschechische Investigativ-Journalisten haben in einem offenen Brief über angebliche Schikane durch die Polizei geklagt. Sie seien wiederholt vorgeladen worden, um zu undichten Stellen in den Ermittlungsbehörden befragt zu werden, teilten vom Magazin "Reporter", Janek Kroupa vom öffentlich-rechtlichen tschechischen Rundfunk und Sabina Slonkova vom Portal Neovlivni.cz mit.

"Die Fälle, zu denen wir alle drei aktuell vorgeladen werden, verbindet eine Person: der geschäftsführende Ministerpräsident Andrej Babis", heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten Schreiben.

Journalisten orten "koordinierte Aktion"

Sie sprachen von einer "offensichtlich koordinierten Aktion" mit dem Ziel, Journalisten und ihre Quellen einzuschüchtern und von weiteren Enthüllungen abzuschrecken. Beispielsweise hatte der Rundfunkjournalist Kroupa mehrere Beiträge zur sogenannten Storchennest-Affäre veröffentlicht. Dabei geht es um den Verdacht, Babis könnte mit seinem damaligen Unternehmen Agrofert zu Unrecht EU-Subventionen für das gleichnamige Erholungsresort bezogen haben. Gegen den 63 Jahre alten liberal-populistischen Regierungschef läuft ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren.

Ein Sprecher der Innenrevision der tschechischen Sicherheitsbehörden (GIBS) wollte sich zu den Vorwürfen nicht äußern. "Es steht uns nicht zu, die subjektive Wahrnehmung einzelner Verfahrensbeteiligter zu kommentieren", sagte ein Sprecher nach Angaben der Agentur CTK. In der aktuellen Rangliste der Pressefreiheit der Organisation Reporter ohne Grenzen liegt Tschechien auf dem 23. Platz. (APA, dpa, 5.4.2018)