Foto: ORF/Roman Zach-Kiesling

Eineinhalb Kilo hat Katharina Straßer abgenommen während der Aufzeichnung der neuen Kochshows im ORF, zu sehen ab Freitag um 20.15 Uhr. Wie so oft, wenn etwas sehr locker und lustig ausschauen soll, sprudeln nicht allein die Glückshormone, sondern findet in den ausführenden Körpern loderhafte Energieverbrennung statt, die eben jene Gewichtsreduktion zur Folge hat, von der Straßer im Interview mit dem STANDARD spricht.

Gewichtsmäßig hat sie sowieso einiges zu verlieren, am Samstag moderiert die werdende Mutter die schweißtreibende "Romy"-Gala – Energieverlust ist vorprogrammiert. Doch vorerst wird generationsübergreifend aufgetischt, das heißt: Des Kochens möglichst unerfahrene Töchter und Söhne zaubern auf Anweisung ihrer Mütter schnelle Gerichte, Straßer stoppt und stachelt als Zeremonienmeisterin an. Haubenkoch Konstantin Filippou kostet Cornflakeschnitzel und Gorgonzolapüree und urteilt salomonisch zurückhaltend: "Schmeckt nicht schlecht." Die Idee kommt aus Spanien und heißt schlicht: "Meine Mama kocht besser als deine".

Ab Freitag dirigieren Mütter und Väter ihre Sprösslinge in der Küche. Moderiert wird "Meine Mama kocht besser als deine" von Katharina Straßer.
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STANDARD: Und wo bleiben die Papas?

Straßer: Der Sendungstitel ist patentiert und heißt auf der ganzen Welt so. Wir haben auch Väter in der Show, aber insgesamt haben sich leider zu wenige beworben.

STANDARD: Kochen ist im Fernsehen eine ziemliche Männerangelegenheit. Ein Grund für Sie, die Show zu machen – um auszugleichen?

Straßer: Ich wurde direkt gefragt, und mir wurde das so vermittelt, wie sie das auch immer recht gut können: Das musst du machen! Und: Das kannst nur du! Und ich dachte, na ja, dann muss ich das halt machen. Ich bin eine der wenigen Frauen dieser Sendereihe, die moderiert, und weil ich eine Frau bin, ist der Chefjuror, der Konstantin Filippou, ein Mann, sonst wäre es umgekehrt. Darauf wurde geachtet.

STANDARD: Das letzte Wort hat Konstantin Filippou, der "griechische Halbgott" (Zitat: Katharina Straßer) – er segnet oder verflucht.

Straßer: Wer gewinnt, ist im Endeffekt völlig egal. Natürlich sagt Konstantin Filippou am Ende, was besser ist, dafür bin ich diejenige, die zu den Kandidaten hält und zu schlichten versucht. Natürlich wären zwei Frauen auch nett gewesen, aber das liegt nicht in meiner Macht.

STANDARD: Warum ist Kochen im Fernsehen so die Männerdomäne?

Straßer: Ich kann es mir so erklären, wie ich es in meiner Umgebung wahrnehme: Frauen machen es halt einfach, und Männer machen ein Riesentamtam darum. Dann ist es gleich eine große Kunst, und so gibt es mehr Haubenköche. Vielleicht sind Frauen zu pragmatisch.

STANDARD: Schauen Sie Kochshows?

Straßer: Nein, überhaupt nicht. Ich habe, um den Konstantin Filippou besser kennenzulernen, "Kitchen Impossible" gesehen (dazu gibt's unten mehr, Anm.). Das fand ich sehr gut gemacht. Mir ist aber zum Beispiel ziemlich wurscht, wenn Profiköche gegeneinander kochen. Bei uns geht es nicht primär ums Kochen, sondern was dabei rauskommt, wenn Menschen zwanzig Minuten in einer Extremsituation sind. Das ist eine Milieustudie, und das interessiert mich daran. Das Essen ist sekundär.

Konstantin Filippou, der soeben mit einem zweiten Michelin-Stern ausgezeichnet wurde, verkostet das kulinarische Ergebnis, bewertet es und kürt den Sieger.
Foto: ORF/Roman Zach-Kiesling

STANDARD: Das Innerste, das sich beim Speedkochen nach außen kehrt?

Straßer: Menschen reagieren in Extremsituationen immer ähnlich. Die einen gehen auf Angriff, die anderen erstarren wie vor der Kobra. Genauso war das bei uns. Wir hatten Mütter, die die Zutaten nicht mehr wussten. Sie erstarrten, brachten nichts mehr raus, die Kinder konnten nichts einkaufen und somit nichts kochen, bis die Mutter nach den Spielregeln eingreifen konnte. In solchen Fällen habe ich mich zurückgehalten, wenn es schon drunter und drüber geht, muss nicht ich auch noch meinen Senf dazugeben. Es gab aber auch Kandidaten, die so phlegmatisch und lahm waren, dass ich sie ein bisschen zum Leben erwecken musste. Es ging um die Frage, wie kriegt man die Menschen? Deshalb finde ich meine Tätigkeit hier gar nicht so weit weg von meinem eigentlichen Beruf.

STANDARD: Sie haben aber noch andere Pläne: eine Late-Night-Show moderieren. Wie steht es damit?

Straßer: Ich möchte das seit Jahren machen. Aber nachdem da nichts weitergeht, habe ich das auf Eis gelegt. Als Edgar Böhm (ORF-Unterhaltungschef, Anm.) wegen "Meine Mama kocht besser als deine" angerufen hat, sagte ich aber sofort: Ich mache es nur, wenn mir das keinen Stein in mein eigentliches Ziel legt, sodass es heißt: Hast eh schon eine Kochshow gehabt. Er versprach, dass das nicht der Fall ist.

STANDARD: Was schwebt Ihnen vor, etwas wie "Inas Nacht" in der ARD?

Straßer: Ja, etwas Verrücktes, aber wir haben Stermann und Grissemann, und für etwas anderes gibt es keinen Platz und kein Geld. Ich habe einen langen Atem, vielleicht schaffen wir es irgendwann.

STANDARD: Und was kocht nun Ihre Mama besser als meine?

Straßer: Spinatknödel, Parmesan, zerlassene Butter, die macht sie wirklich perfekt.

STANDARD: Was macht meine Mama garantiert besser als Ihre?

Straßer: Alles, was mit Braten zusammenhängt. Es ist nicht so, dass sie es nicht kann, aber sie mag es nicht so gern machen.

STANDARD: Ist Essen der Sex des Alters?

Straßer: Das weiß ich nicht, dafür bin ich zu jung. Ich mache beides. (Doris Priesching, 6.4.2018)