Athens – Rodinia, Kenorland, Ur, Pannotia: Das sind die Namen von hypothetischen Superkontinenten, zu denen sich im Verlauf der Erdgeschichte die Landmassen der Erde ganz oder zumindest zum Großteil zusammengefügt haben sollen, ehe sie wieder auseinanderbrachen. Die jüngste Ausgabe Pangaea, die vor etwa 275 bis 200 Millionen Jahren bestand, ist allgemein bekannt und zugleich die einzige, die als unumstritten gilt. Allen anderen schreiben Geologen recht unterschiedliche Grade an Wahrscheinlichkeit zu.

Damian Nance von der Universität Ohio, selbst ein Urgestein der Theorie vom Zyklus der Superkontinentbildung, hat nun im Journal der Geological Society of London ein Plädoyer für einen seiner Meinung nach zu Unrecht verkannten Superkontinent veröffentlicht: Pannotia.

Zeit genug?

Pannotia soll sich vor etwa 600 Millionen Jahren gebildet haben – zu der Zeit, als sich in den Meeren das vielzellige Leben entwickelte. Die geologischen Befunde gelten jedoch als widersprüchlich – Daten verschiedener Studien schienen ein zeitgleiches Zusammenprallen und Auseinanderbrechen der Kontinente zu belegen, eine Unmöglichkeit.

Inzwischen seien die geologischen Datierungsmethoden aber genauer, schreibt Nance. Das Zeitfenster sei groß genug für einen Superkontinent gewesen – auch wenn er vielleicht nicht so lange Bestand hatte wie sein Vorgänger Rodinia oder das spätere Pangaea.

Auf Begleiterscheinungen achten

Nance verweist in seinem Paper auf die erwartbaren Begleitphänomene des Superkontinent-Zyklus: Vereinigen sich Landmassen, werden Hochgebirge aufgefaltet – wie etwa der Himalaya durch den Zusammenstoß Indiens mit Eurasien. Beim Auseinanderbrechen eines Kontinents hingegen kommt es zu verstärkter tektonischer und vulkanischer Aktivität. Solche geologischen Veränderungen führen zwangsläufig auch zu Klimawechseln sowie zu Veränderungen des Meeresspiegels.

Letztlich beeinflusst der Superkontinent-Zyklus laut Nance auch das Leben selbst – wobei das Auseinanderbrechen der günstigere Vorgang sei. Durch die Aufsplitterung entstehen neue Lebensräume, die die Artenvielfalt erhöhen, während das Zusammenwachsen zu einer einzigen Landmasse Habitate zerstört und tendenziell zu einer gleichförmigen Flora und Fauna auf verringertem Niveau führt.

Viele Indizien sprechen laut Nance dafür, dass die Ära, für die er die Bildung Pannotias veranschlagt, eine solche Umbruchszeit war: Von Gebirgsbildungen bis zu entscheidenden Evolutionssprüngen deute alles darauf hin, dass es Pannotia wirklich gegeben habe. (red, 15. 4. 2018)