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Die "Kronen Zeitung" lässt mich grübeln. Der ORF die Tage zählen bis zur Medienenquete der Bundesregierung und die Stunden bis zum Bewerbungsschluss für die neuen Chefs und Chefredakteure von ORF 1 und ORF 2. Und ganz fest denken muss ich an Wolfgang Fellner und sein österreichweites Radio, wenn ich die Fürbitten des ehemaligen RTR-Chefs Alfred Grinschgl an den heutigen Medienminister Gernot Blümel lese. Willkommen zur Etat-Wochenschau, dem kleinen, hoch spekulativen Vorausschauformat für Österreichs Medienwelt.

1. "Krone", stark im Abgang

Ein Satz machte mich hellhörig, als Österreichs noch viele Media-Analysen lang größte Tageszeitung vorige Woche eine Ablöse ihrer Chefredakteure kundtat. Am späten Nachmittag, die "Krone"-Redaktion würde sich für solches Aussendungs-Timing schön bedanken und womöglich Absicht vermuten. Wie bei Alexander Wrabetz: Der ORF-General schreibt Führungsjobs gerne in Karwochen aus, am 23. Dezember oder an Fenstertagen, und er besetzt sie ebenso in Zeiten, von denen man annehmen könnte, da haben alle anderes zu tun.

"Krone"-Herausgeber Christoph Dichand kündigte in der Aussendung an: "Wir starten damit eine Neuordnung der 'Krone’'-Markenwelt. Ziel ist eine Neudefinition unseres Bundesländerauftritts in den Print-Ausgaben und auf www.krone.at." Damit meint: Oliver Pokorny löst Christoph Biró als Chefredakteur der "Steirer-Krone" ab. Biro "geht in den Ruhestand", ließ die "Krone" dazu verlauten.

Das war der zweite Satz, der mich stutzig machte: Christoph Biró arbeitet zwar schon 35 Jahre beim Kleinformat, er ist aber offenbar erst 63 Jahre alt. Für die "Krone", bei der Redakteure lange bis in ihre 80er angestellt waren, also geradezu eine Frühpension. Diese Zeiten neigen sich nach meinem Wissen langsam ihrem Ende zu, viele sind schon mit Erfolg gebeten worden, doch langsam zu gehen. Von Michael Jeannée vielleicht abgesehen – und nicht nur von ihm.

Wie alt sind eigentlich die übrigen Bundesländer-Chefredakteure der "Krone"? Hans Peter Hasenöhrl, langjähriger Chef der "Salzburg-Krone" ist 1946 geboren, müsste also 71 oder 72 sein. Walther Prüller, ab Gründung der "Tirol-Krone" 1992 dort Chefredakteur, hat laut Medienberichten 2008 seinen Sechziger gefeiert. Da sollte heuer ein Siebziger drin sein. Frühpensionen gehen sich da eher nicht mehr aus. Ich bin gespannt, ob die "Krone" ihre Bundesländerauftritt in Print und Online mit Prüller und Hasenöhrl neu definiert.

In Oberösterreich wurde Mittfünfziger Harald Kalcher erst 2015 örtlicher "Krone"-Chefredakteur, als Klaus Herrmann als geschäftsführender Chefredakteur des Hauptblattes nach Wien wechselte.

2. Jetzt aber rasch: neue ORF-Chefs

Sollten Sie Channel Manager/in von ORF 1 oder ORF 2 werden wollen, Chefredakteur/in eines der beiden Hauptsender des öffentlich-rechtlichen Fernsehens oder auch Programmplaner/in, dann sollten Sie sich beeilen: Dienstag ab 12.01 Uhr haben Sie die Bewerbungsfrist (laut Ausschreibung jedenfalls verpasst).

Seit gut 100 Tagen und gefühlt fast sovielen Wochenschauen bringt diese Kombination – in den Wettbüros! – die geringsten Quoten: Lisa Totzauer, bisher ORF 1-Infochefin, und Alexander Hofer ("Seitenblicke", "Guten Morgen Österreich") als Channel Manager, Wolfgang Geier und Matthias Schrom aus der "ZiB"-Innenpolitik als Chefredakteure, die sich die bisherige TV-Information sehr ORF-2-lastig untereinander aufteilen.

Roland Brunhofer (Ex-Landesdirektor Salzburg, "Daheim in Österreich") bewirbt sich nur, wenn Wrabetz ihn dazu animiert. Der langjährige Betriebsrat und hemdsärmelig-entschlossene Manager wird auch da und dort für die künftige Führung der ORF-Technik gehandelt.

Nach Bewerbungsschluss muss es – nach einem Jahrzehnt Debatte über die Einführung von Senderchefs für ORF 1 und ORF 2 – blitzschnell gehen: Schon am 1. Mai tritt laut Wrabetz' Organisationsanweisung über die neue TV-Struktur in Kraft – also bleiben nur 20 Tage für (übliche) Hearings, (nicht bindende) Abstimmungen der Redakteure über die Kandidaten, Aussprache mit dem ORF-General darüber.

Medienminister Gernot Blümel: Vor dem EU-Ratsvorsitz noch rasch die Medienenquete über die Zukunft von ORF und anderen Playern– geplant nach bisherigem Stand für 7. und 8. Juni.
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3. Medienenquete am 7. und 8. Juni

Ganz so eilig müsste es nun gar nicht sein: Am 7. und 8. Juni wird Medienminister Gernot Blümel nach bisherigem Stand zu einer Enquete laden, die sich dem Medienstandort Österreich widmen soll – und insbesondere der Rolle des weitaus größten Players ORF in dieser kleinen Medienwelt.

Ein neues ORF-Gesetz mit einem Vorstand statt des Alleingeschäftsführers wird dann wohl noch ein Weilchen dauern – Blümel hat in der zweiten Jahreshälfte als Europaminister vermutlich auch noch mit Österreichs EU-Ratsvorsitz ganz gut zu tun. Und noch ein weiteres Weilchen bis zur Bestellung dieses künftigen ORF-Vorstands, für den Totzauer ebenfalls gute Chancen haben dürfte.

4. Fürbitten für Fellner

Medienminister Blümel hat auch noch anderes zu tun: Wolfgang Fellner verlangte ja vorige Woche eine "Korrektur" des Radiogesetzes, als die Medienbehörde seinen Antrag auf eine bundesweite Lizenz zurückwies. Das Problem: Alle in diese bundesweite Lizenz eingebrachten regionalen und lokalen Lizenzen müssen laut Gesetz seit zwei Jahren rechtskräftig und in Betrieb sein.

Der langjährige Chef der Rundfunkregulierungs GmbH RTR, Alfred Grinschgl, schrieb Blümel und dem damaligen Medienminister Thomas Drozda noch kurz vor seinem Pensionsantritt einen gleichlautenden Brief: Nach Gesprächen mit Privatradiobetreibern – "zuletzt mit Wolfgang Fellner" – schlug er vor, die Zweijahresfrist einzugrenzen.

Kurz vor Pensionsantritt setzte sich Alfred Grinschgl als RTR-Chef noch für Fellner und andere Privatradiobetreiber ein, die bundesweit senden wollen.
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Die Zweijahresfrist sollte weiterhin für die Erstzulassung von regionalen und lokalen Lizenzen gelten, "könnte aber bei jeder weiteren Zulassung entfallen. Es ist rein mathematisch so gut wie unmöglich, dass bei vielen Zulassungen jeder dieser Zulassungsinhaber zwei Jahre den ursprünglichen Sendebetrieb aufrechterhalten muss, weil in diesen zwei Jahren wieder ein anderes Privatradio eine neue Zulassung bekommt. So gesehen ist es sehr, sehr schwierig, dass eine weitere bundesweite Zulassung von der Regulierungsbehörde zugelassen werden kann."

Grinschgl relativiert zwar gleich im nächsten Absatz wieder ein wenig, "dass dieser Punkt auch mit der Vergabe einer neuen Zulassung zu tun haben kann, weil es ja vielfach auch zusätzliche weitere Antragsteller gibt, die sich auch um die Zulassung bewerben. So gesehen gibt es natürlich unterschiedliche Ansatzpunkte, andererseits wäre es aber auch für die Rundfunkveranstalter positiv, wenn dieses Problem gelöst würde."

Im Jänner 2017 hatte RTR-Chef Alfred Grinschgl die erste Privatrundfunkförderung an Fellners 2016 gestarteten Fernsehkanal Oe24.tv vergeben. Mit rund einer Million Euro von insgesamt 15 für alle kommerziellen TV- und Radiosender des Landes ein solider Einstieg. Inzwischen berät Pensionist Grinschgl Schau TV des "Kurier", auch in Förderfragen.

5. Letz leitet Wirtschaftsverlag

Noch ein neuer Job: Thomas Letz, langjähriger Manager in der STANDARD-Mediengruppe etwa als Verlagsleiter Print, tritt am Montag offiziell seinen Dienst als Geschäftsführer des Wirtschaftsverlags und der Medizin Medien Austria an. Beide Fachzeitschriftenverlage gehören dem Süddeutschen Verlag.

Kommen Sie gut in die neue Woche! (Harald Fidler, 9.4.2018)