Bettye LaVette singt Bob Dylan – und das nicht schlecht. Im Juli gastiert die Soul-Dame beim Jazzfest Wien.

Foto: Anti Records

Wien – Kevin hatte viel zu tun. Kevin heißt der Mann von Bettye LaVette und ist Platten- und Antiquitätenhändler. Über Monate hörte er sich durch hunderte Bob-Dylan-Songs und dampfte sie auf eine überschaubare Auswahl ein, aus der seine Frau sich zwölf aussuchte.

Ihre Auslese ist jetzt auf dem Album Things Have Changed erschienen. Sie erscheinen wie ein Appetizer für die beiden Bob-Dylan-Konzerte, die in den nächsten Tagen in Österreich stattfinden. Er spielt am Freitag in der Salzburgarena in Salzburg und kommenden Montag in der Wiener Stadthalle. Bettye LaVette wird ihrerseits im Rahmen des Wiener Jazzfestivals am 7. Juli in der Wiener Staatsoper auftreten.

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LaVette ist eine Soul-Veteranin aus Detroit, die während der 1960er- und 1970er-Jahre viele exzellente Singles veröffentlichte, im großen Format aber erst spät debütierte.

Späte zweite Karriere

LaVette ist eine jener Soul-Granden, denen in den letzten 15 Jahren eine späte zweite Karriere gelang. Im Windschatten von Solomon Burkes Welterfolg Don't Give Up On Me (2002) veröffentlichte sie beim selben Label das 2005 erschienene I've Got My Own Hell To Raise. Eine Sammlung von Fremdkompositionen, denen die heute 72-jährige LaVette Leben und Erfahrung einhauchte – produziert von Joe Henry. Seit damals sind fünf weitere Alben erschienen, die sie als gefühlvolle und agile Interpretin zeigen.

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Jetzt also Dylan. Dylan-Coverversionen gibt es wie Sand am Meer, wahrscheinlich ist deren Betrachtung längst eine eigene Wissenschaft. LaVettes Sichtungen sind respektvolle Aneignungen, denen sie ihre Note verpasst. Helfende Hände kamen von Keith Richards, der auf Political World in die Saiten greift.

Überzeugende Balladen

Das Oscar-geadelte Lied Things Have Changed eröffnet das Album und gibt ihm seinen Namen. Ein im angezogenen Midtempo rumpelnder Juke-Joint-Stomper, knapp und eloquent instrumentiert. LaVettes Auswahl vermeidet die üblichen verdächtigen Songs bis auf The Times They Are A-Changin' – das nicht zu den besten hier zählt.

Überzeugender sind Balladen wie Emotionally Yours oder das finale, intim produzierte Going, Going, Gone. Möge sie noch lange bleiben. (Karl Fluch, 9.4.2018)