"Im Zentrum" vom Sonntag, 8. April, zum >>> Nachsehen in der ORF-TVTHek.

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"Das war fast ein Schlusswort!", freute sich Tarek Leitner. Kenan Güngör, Soziologe, hatte zum Talkfinale ums Kopftuchverbot und verwandte Aufreger für "eine dritte Sprache" plädiert. Mit Blick auf Johann Gudenus (FPÖ) und Khola Maryam Hübsch (pro Kopftuch) sah er die Rolle der islamischen Institutionen nicht nur positiv, mahnte aber die Regierung zur Differenzierung.

Güngör, der gegen Klischees antrat: "Wir werden erkennen", sprach er Gudenus an, "dass der Negativismus, den Sie haben, ein Teil des Problems ist." Es ginge nicht darum, Brisantes "wegzusprechen", wehrte sich Güngör gegen Gudenus, der ihm Realitätsverlust vorwarf. Es ginge um den präzisen Blick auf die Dinge: "Zu meinen, alles sei ein Problem oder – andererseits – nichts sei eines", so Güngör "das wird uns nicht weiterbringen." Das seien "infantile Positionen, wir sollten erwachsen werden."

Seine Schlussworte wären auch der schöne Beginn einer Debatte gewesen. Zumindest in jener fernen Zeit, als verrauchte Talks im "Open End"-Luxus schwammen. Klar, Gudenus hätte noch ein paar Mal von jener "Burkafrau" erzählt, die angeblich im AKH eine "todkranke Frau aus dem Zimmer warf". Oder er hätte wieder "islamische Invasion" gesagt. Da und dort hätte ihm Matthias Strolz (Neos) sogar recht gegeben ("Ja, es gibt Probleme").

Und: Zana Ramadani, die im Kopftuch Unterdrückung sieht, hätte sich mit Khola Maryam Hübsch (die Kopftuch trägt) bis zur Erschöpfung duelliert. Irgendwann wären die Phrasen aber erledigt gewesen. Und alle hätten sich womöglich um den Problemkern gruppiert, um weiterzudenken. Vielleicht. Zeitluxus hätte dem Debattenniveau zumindest nicht geschadet. (Ljubiša Tošić, 9.4.2018)