Wird Fußpilz nicht behandelt, verschwindet er nicht einfach von selbst wieder. Wer ihn in Angriff nimmt hat gute Chancen, ihn relativ rasch loszuwerden.

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Im Frühling sind die Praxen der Dermatologen und Pilzambulatorien gut gefüllt. Bald kommt die Zeit der Sandalen und offenen Schuhe. Unappetitlich aussehende Stellen an Füßen und Nägeln können jetzt nicht mehr in Winterstiefeln versteckt werden. Oder anders gesagt: Die Bereitschaft vieler Betroffener, schon länger störende, unschöne Pilzinfektionen zu behandeln, steigt proportional mit den Außentemperaturen an.

Fußpilz (Tinea pedis) ist eine Infektionserkrankung, die durch Ansteckung mit einem Pilz, meist einem Fadenpilz, entsteht. Eine der häufigsten Formen ist die Interdigitalmykose: Die Haut zwischen den Zehen wird weißlich, wirkt aufgeweicht und kann extrem jucken. Eine stark verdickte, juckende Haut kann hingegen Anzeichen für eine andere Form des Fußpilzes sein.

Bei einer weiteren Form ist die gesamte Fußsohle betroffen und ergibt einen weißlich-schuppenden Anblick. "Charakteristisch dafür ist, dass das Exzem leicht über den Fußrand reicht und der Rand betont ist, deshalb spricht man auch von der Mokkasin-Mykose", erklärt Claudia Heller-Vitouch, Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten und Ärztliche Leiterin des Pilzambulatoriums in Wien-Hietzing.

Warm-feuchte Umgebung

In warm-feuchter Umgebung kann sich der Pilz besonders gut ausbreiten: im Schwimmbad, in der Sauna, in Gemeinschaftsduschen beim Sport oder bei der Benützung gemeinsamen Schuhwerks. Auch chronische Traumen an den Nägeln, die zum Beispiel beim Laufen entstehen können, zu enges Schuhwerk, nichtatmungsaktive Schuhe oder Durchblutungsstörungen der Füße sind mögliche Ursachen. Neben Sportlern gehören Zuckerkranke und ältere Menschen zu den Risikogruppen. Frauen sind häufiger von Fußpilz betroffen als Männer.

Fußpilz kann grundsätzlich jeden treffen, es gibt aber Vorsichtsmaßnahmen: In Gemeinschaftsduschen nicht barfuß gehen, sondern Badeschuhe anziehen; die Füße und vor allem die Zehenzwischenräume nach dem Duschen sehr sorgfältig abtrocknen; hochwertige, gut sitzende, nicht zu enge und wenn möglich luftdurchlässige Schuhe tragen; kein gebrauchtes Schuhwerk anziehen und Baumwollsocken bevorzugen. Wer sich das Badezimmer mit anderen teilt, sollte darauf achten, dass keiner der Mitbewohner einen Fußpilz hat.

Richtig behandeln

Wird Fußpilz nicht behandelt, verschwindet er nicht einfach von selbst wieder. Wer ihn in Angriff nimmt, hat gute Chancen, ihn relativ rasch loszuwerden. Um gezielt gegen die jeweilige Pilzform anzugehen, ist eine mikrobiologische Diagnose essenziell. "Dabei kratzt man Material ab, betrachtet es unter dem Mikroskop und legt eine Kultur an, durch die man unterscheiden kann, um welchen Pilz es sich handelt", erklärt Heller-Vitouch.

Ein nicht massiv ausgeprägter Fußpilz wird nach ärztlicher Diagnose normalerweise rund zwei bis drei Wochen lang beziehungsweise so lange, bis die Symptome verschwunden sind, mit einer pilzwirksamen Creme oder Salbe behandelt. Diese sollte auch nach Abklingen der Symptome weitere zwei Wochen lang aufgetragen werden.

"Damit geht man sicher, dass es durch Pilzsporen und Pilzfäden, die in der Wohnung, in Schuhen und Socken noch verteilt sind, zu keiner Neuinfektion kommt", erklärt Robert Strohal, Vorstand der Abteilung für Dermatologie und Venerologie am Landeskrankenhaus Feldkirch. Bei massivem Pilzbefall entscheidet der behandelnde Arzt über eine zusätzliche orale Einnahme eines rasch wirkenden Pilzmedikaments. "Diese ist in der Regel aber nur bei einem extrem schweren Verlauf notwendig", fügt Strohal hinzu.

Selbstheilungsversuche erschweren Diagnose

Erfahrungsgemäß meiden viele Menschen den Gang zum Arzt und besorgen sich als ersten Schritt eine rezeptfreie Pilzcreme in der Apotheke. "Wenn der Fußpilz auf die Haut beschränkt und nicht auf den Nagel übergetreten ist, wird diese in der Regel auch helfen", sagt Heller-Vitouch. Sie gibt aber zu bedenken: Wird später doch noch ein Dermatologe aufgesucht, kann dieser den Pilz nicht sofort nachweisen. Denn: "Hat eine Vortherapie stattgefunden, wächst die Pilzkultur nicht an. Eine Diagnose kann erst nach mindestens dreiwöchigem Abstand gestellt werden. Daher raten wir immer: zuerst die Diagnose, dann die Therapie."

Während der Behandlung eines Fußpilzes sind Begleitmaßnahmen unumgänglich, um sich nicht immer wieder selbst anzustecken. Denn: "Pilze sind enorm resistent gegen Umwelteinflüsse", erklärt Heller-Vitouch. Dazu gehört es, die Socken bei einer Temperatur von 60 Grad zu waschen. Die Schuhe sollten mit einem nicht allein auf Alkoholbasis beruhenden Desinfektionsmittel behandelt werden, das auch gegen Pilz wirksam ist.

Auch wenn ein befallener Winterschuh den Sommer über nicht getragen wird, kann sich der Pilz in der nächsten Saison durch Wärme und Feuchtigkeit wieder ausbreiten. Die Medizinerin rät ihren männlichen Patienten daher, Schuhe nach Möglichkeit am Ende der Therapie zu ersetzen. Bei Frauen sei das schwieriger, da sie in der Regel weitaus mehr Schuhpaare besitzen. Eine entsprechende Schuhdesinfektion sei deshalb besonders empfehlenswert.

Befall des Zehennagels

Auf andere Körperstellen tritt der Fußpilz in der Regel nicht über. Aber unbehandelt ist die Gefahr sehr groß, dass er sich auf die Zehennägel ausbreitet. Umgekehrt ist bei Nagelpilz auch oft die umgebende Haut betroffen. Fuß- und Nagelpilz hängen demnach stark zusammen und werden häufig in Kombination therapiert. In diesem Fall besteht die Behandlung aus einem Mix aus Lokaltherapie und Medikamenteneinnahme – und dauert mindestens drei Monate.

Fußpilz zählt zu den häufigsten Infektionen der Menschheit. Obwohl er extrem chronisch ist, unterziehen sich laut Strohal nur wenige Betroffene einer Behandlung. Dabei muss Fußpilz allein schon deshalb therapiert werden, weil die Pilzinfektion der Haut als Eintrittspforte für Bakterien dienen kann. "Die Gefahr ist groß, dass Bakterien durch offene Stellen in den Zehenzwischenräumen in den Fuß gelangen", erläutert Strohal.

"Das kommt gar nicht so selten vor und kann Erkrankungen wie zum Beispiel Rotlauf hervorrufen", bestätigt Heller-Vitouch. Fußpilz gilt sogar als Hauptursache für Rotlauf. Dabei handelt es sich um eine schwerwiegende Entzündungserkrankung der Haut, die unter anderem schmerzhafte Vergrößerungen der Lymphknoten hervorruft. (Maria Kapeller, 14.4.2018)