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Nach dem Datenskandal will Facebook-Chef Mark Zuckerberg mehr Geld in die Sicherheit seines Unternehmens investieren.

Foto: AP / Alex Brandon

New York – Facebook-Chef Mark Zuckerberg will im US-Kongress um Entschuldigung für die Datenaffäre rund um sein Unternehmen bitten. Facebook habe nicht genug getan, um Schaden abzuwenden, erklärte Zuckerberg am Montag in einem schriftlichen Schuldeingeständnis an den ständigen Ausschuss des Repräsentantenhauses. Das sei ein großer Fehler gewesen. "Es war mein Fehler. Es tut mir leid. Ich habe Facebook gegründet, ich leite die Firma, und ich bin verantwortlich für das, was hier passiert ist."

"Umfangreiche Investitionen in Sicherheit dürften die Profitabilität in nächster Zukunft beeinträchtigen", warnt der Facebook-Chef in dem Schriftstück. Das Unternehmen habe zusätzlich Personal in dem Bereich eingestellt. "Der Schutz unserer Gemeinschaft ist wichtiger als die Maximierung unserer Gewinne."

Anhörung im Kongress

Zuckerberg muss sich am Dienstag erstmals im Datenskandal vor dem Kongress verantworten. Die Anhörung vor dem Justiz- und Handelsausschuss des Senats ist für den Abend (MESZ) geplant. Sie soll dazu dienen, mehr Licht in Facebooks Rolle bei der Affäre zu bringen. Firmenangaben zufolge könnten persönliche Informationen von bis zu 87 Millionen Nutzern zweckwidrig an die britische Politikberatungsfirma Cambridge Analytica weitergegeben worden sein, um den Wahlkampf von US-Präsident Donald Trump vor zwei Jahren zu unterstützen.

Seit Bekanntwerden des Skandals vor gut drei Wochen steht das weltgrößte soziale Netzwerk in der Kritik. Unter anderen ermitteln die US-Konsumentenschutzbehörde FTC und die Generalstaatsanwälte von 37 Bundesstaaten in dem Fall. Am Mittwoch wird Zuckerberg auch noch dem Handelsausschuss des Repräsentantenhauses Rede und Antwort stehen.

Hinweis über News Feed

Ab Montag wollte Facebook alle Nutzer, deren Informationen abgegriffen wurden, über ihren zentralen News Feed in Kenntnis setzen. Dort sollte ein entsprechender Hinweis angezeigt werden. Darüber hinaus hat das Unternehmen aus Menlo Park versprochen, künftig für mehr Transparenz zu sorgen und den Datenschutz seiner mehr als zwei Milliarden Nutzer zu verbessern. In Österreich sind laut Facebook 33.568 User potenziell von dem Datenskandal betroffenen.

Der Konzern steckt in der schwersten Krise seiner 14-jährigen Geschichte – und für seinen 33-jährigen Gründer wird die zweitägige Befragung der wohl schwierigste Moment seiner Karriere. Zuckerberg kämpft um die Reputation und weiteren Entwicklungsperspektiven des Internetgiganten. Er bemüht sich seit mehr als zwei Wochen mit Entschuldigungen und Reformversprechen um Schadensbegrenzung. Der Skandal könnte das Geschäftsmodell von Facebook gefährden, das auf der massiven Sammlung von Nutzerdaten beruht.

Braucht Zeit, um Veränderungen abzuarbeiten

"Es wird einige Zeit brauchen, um all die Veränderungen abzuarbeiten, die wir vornehmen müssen, aber ich bin dem Ziel verpflichtet, es hinzubekommen", heißt es in der Erklärung, die Zuckerberg am Mittwoch im Handelsausschuss des Repräsentantenhauses verlesen will und die das Gremium bereits am Montag veröffentlichte.

Trotz der Reuebekenntnisse will Zuckerberg aber keine Abstriche von der Selbstbeschreibung seines Unternehmens als Stifter zwischenmenschlicher Verbindungen machen. Facebook sei "eine idealistische und optimistische Firma" und über den größten Teil seiner Geschichte hinweg auf das "Gute" fokussiert gewesen, das durch das Zusammenbringen von Menschen entstehen könne. Dabei habe es Facebook aber versäumt, genügend gegen den Missbrauch seiner Netzwerke zu tun. Das gelte für die Verbreitung von Falschnachrichten und Hassbotschaften, ausländische Einmischungen in Wahlen und den Zugriff auf Nutzerdaten: "Wir haben die Verantwortung, nicht nur Instrumente herzustellen, sondern auch sicherzustellen, dass diese Instrumente für gute Zwecke verwendet werden."

Strengere Kontrolle bei Apps

Facebook will nun unter anderem Apps strenger kontrollieren und gegebenenfalls sperren – mit einer App waren die von Cambridge Analytica genutzten Daten abgeschöpft worden. Außerdem will Facebook seinen Nutzern den Zugriff auf Funktionen erleichtern, mit denen sie selbst die Sicherheit ihrer Accounts erhöhen können.

Werbung mit politischen Inhalten will der Konzern strenger kontrollieren. Bei entsprechenden Beiträgen müsse künftig ausgewiesen werden, wer für die Werbung bezahlt, kündigte Zuckerberg bereits am Freitag an. Zudem würden Standort und Identität des Auftraggebers verifiziert. Facebook will damit Manipulationsversuche wie die mutmaßlichen russischen Cyberinterventionen im US-Wahlkampf 2016 erschweren.

Mehr Mitarbeiter für Sicherheit

Diese mutmaßlichen Einmischungen durch Russland zugunsten Trumps werden ebenfalls ein Thema in Zuckerbergs Kongressbefragung sein. Er gelobte auch hier Besserung: "Wir waren zu langsam darin, die russische Einmischung zu erkennen und darauf zu reagieren." Die Zahl der für die Sicherheit und die Kontrolle von Inhalten zuständigen Mitarbeiter will er bis Jahresende um 5.000 auf 20.000 erhöhen. (APA, red, 10.4.2018)