Mireille Ngosso wird Wiens erste Vize-Bezirkschefin mit afrikanischen Wurzeln.

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Wien – Ihre Wahl zur stellvertretenden Bezirksvorsteherin der Inneren Stadt sei ein "deutliches Signal" dafür, wie weltoffen die Stadt Wien ist, sagte Mireille Ngosso am Mittwoch vor Journalisten. Die 37-jährige SPÖ-Politikerin wird bei der Bezirksvertretungssitzung im Juni zu Wiens erster afroösterreichischer Vizebezirkschefin bestimmt.

Als Frau mit "sichtbarem Migrationshintergrund" sehe sie sich als Vorbild für andere, sich politisch zu engagieren. Die SPÖ im ersten Bezirk wähle Ngosso am Montag in einer internen Sitzung zur Nachfolgerin von Daniela Ecker-Stepp, die diese Funktion zwölf Jahre lang innehatte. "Sie ist eine Frau mit Elan und Energie, es fällt leicht, ihr das Amt abzugeben", sagte Ecker-Stepp über ihre Nachfolgerin.

Beschränkungen für AirBnB

Ngosso ist seit 2015 Bezirksrätin im Ersten. Ihr Hauptanliegen sei es, dass der Bezirk "ein Wohnbezirk" bleibt. Die Innere Stadt sei "so attraktiv, dass viele Menschen zum flanieren hierher kommen". Trotzdem nehme die Zahl der Bewohner ab. "Der Wohnraum wird weniger und teurer", sagte Ngosso. Eine Ursache sieht sie in online Plattformen wie AirBnB. Mehr als 200 Wohnungen würden alleine in der Inneren Stadt ganzjährig darüber vermietet. Sie fordert eine Beschränkung der Vermietungsdauer auf 60 Tage im Jahr und die Ausweitung der Wohnzonen im Bezirk.

Zu einem Wohnbezirk würden ebenso Grünflächen gehören, sagt Ngosso. Geht es nach der Politikerin mit kongolesischen Wurzeln, sollen diese in der Inneren Stadt zunehmen.

Gegen Rauchen für Ärzte

Einen Schwerpunkt will die als Ärztin in der Chirurgie am Krankenhaus Hietzing tätige Ngosso auf Gesundheitsthemen legen. 90 Prozent der niedergelassenen Ärzte im Bezirk seien privat. Weshalb sie leerstehende Erdgeschosszonen als Praxen nutzen will.

Die lokalen Gastronomen will die Rote durch Gespräche zum freiwilligen Nichtraucherschutz motivieren. Von den rund 100.000 Arbeitnehmern in der Inneren Stadt seien überdurchschnittlich viele in der Gastronomie angestellt. Diese hätten "keine Wahl" und ihr Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken sei um 50 Prozent erhöht, so Ngosso.

Platz eins als Ziel

Bei der Bezirkswahl 2015 verpasste die SPÖ Innere Stadt nur knapp den ersten Platz. Nur 137 Stimmen fehlten auf die ÖVP. "Wer uns auf Landesebene die Stimme gibt, soll sie uns auch im Bezirk geben", kommentierte SPÖ-Innere-Stadt-Chef und Ex-Bundesgeschäftsführer Georg Niedermühlbichler.

So erreichte die SPÖ Innere Stadt 33,5 Prozent auf Wien-Ebene im Ersten, aber nur 24,2 Prozent für die Bezirksvertretung.

Zweite Migrantin an Bezirksspitze

Ngosso wurde 1980 im Kongo geboren und ist im Alter von drei Jahren mit ihrer Familie nach Wien geflohen. "Wir haben viel Hilfe von der Bevölkerung bekommen, aber auch von der Kirche und der SPÖ", erzählte Ngosso. Es sei zwar nicht immer einfach gewesen, aber "eine schöne Zeit".

Mit Ngosso hat die Wiener SPÖ bereits die zweite junge Frau mit Migrationshintergrund in nur kurzer Zeit in ein hohes Bezirksamt gehievt. Anfang März wurde Saya Ahmad in einer Kampfabstimmung der SPÖ Alsergrund zur designierten Bezirksvorsteherin gewählt. Auch die aus dem Irak stammende Kurdin wird ihr Amt Ende Juni antreten. "Es ist genau die richtige Zeit", kommentierte Ngosso. Wien sei eine "Gesellschaft mit verschiedenen Nationen". Das bilde nun auch die Wiener SPÖ ab. (Oona Kroisleitner, 11.4.2018)