Für die Verbindung von Blickerfassung (Eye-Tracking) mit computergestützter Erweiterung der Wahrnehmung (Augmented Reality) erhält das Wiener Unternehmen Viewpointsystem 2,3 Mio. Euro EU-Förderung. Die Firma vertreibt bereits Eye-Tracking-Brillen und will im Projekt "Digital Iris" nun "die digitale Umwelt mittels Eye-Tracking steuern", so Firmenchef Nils Berger am Donnerstag vor Journalisten.

Viewpointsystem war im KMU-Instrument des EU-Forschungsprogramms "Horizon 2020" erfolgreich. Diese Förderschiene sei mit einer Erfolgsquote von 6,8 Prozent extrem kompetitiv, österreichische KMU mit 10,5 Prozent genehmigten Anträgen aber überdurchschnittlich erfolgreich, sagte Andrea Höglinger von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG. Insgesamt hätten bisher 73 österreichische KMU eine Förderung aus dem KMU-Instrument erhalten und damit seien 30 Mio. Euro nach Österreich geflossen.

Kritik an bisherigen Brillen

In diesem extremen Wettbewerb ausgewählt zu werden, sei ein "Selbstbewusstseins-Booster", sagte Berger. Mit einer leichten und lichtunempfindlichen Eye-Tracking-Brille ist Viewpointsystem mit rund 40 Mitarbeitern bereits am Markt und hat Kunden in Europa, den USA und Japan, darunter Unternehmen wie Coca Cola, Heineken oder Deutsche Bahn. Die Möglichkeit, damit exakt die Blickrichtung des Brillenträgers zu erfassen, wird etwa für Trainings oder in der Fernwartung eingesetzt.

Dass sich Augmented Reality (AR) bisher noch nicht durchgesetzt hat, liegt nach Ansicht Bergers u.a. an den zu schweren AR-Brillen, deren mangelnden Kontrastfähigkeit und begrenzter Batterieleistung. "Solche Systeme müssen aber von Menschen getragen werden und funktionieren – drinnen, draußen, egal in welchem Kontext – sonst werden sie nicht den Weg in die Anwendung finden", so Berger.

Digital Iris

Derzeit seien AR-Brillen "transparente Fernsehgeräte", die etwa durch Gesten oder Sprache gesteuert werden. Mit "Digital Iris" soll dagegen "die digitale Umwelt mittels Eye-Tracking gesteuert werden", so Berger. Bei der in die Brille eingeblendeten Information will man dabei sehr zurückhaltend vorgehen und nur jene zur Verfügung stellen, die im Moment gebraucht werden. Denn bei zu viel Info konzentriere sich der Benutzer zu stark auf das Display und nehme sich aus der Umgebung heraus, so wie ein auf sein Smartphone konzentrierter Fußgänger, sagte Frank Linsenmaier von Viewpointsystem.

Helfen solle das System "immer dann wenn man vor komplexen Situationen steht und diese lösen muss", sagte Berger, der sich mit "Digital Iris" auf den Business-to-Business-Bereich fokussiert, "der Konsumentenmarkt ist noch nicht so weit". Als potenzielle Anwendungsbereiche nannte er die Produktionsbranche, etwa wenn es um Fernwartung gehe, den Mobilitätssektor, etwa im Bereich Ausbildung, oder den Sicherheitssektor, etwa für Training und den gesamten Gesundheitsbereich. (APA, 12.04.2018)