In der Küche ist es doch am besten: "Dovlatov" von Alexei German handelt von sowjetischen Literaten der frühen 1970er-Jahre.


Foto: Let's cee

Wien – Bei der Geschichte von Peter Svrcek und seinen "Slowakischen Rekruten" möchte man eigentlich unwillkürlich annehmen, dass sie erfunden ist und dass der Film When the War Comes von Jan Gebert eine seltsame Komödie sein soll. Allerdings heißt es seit der Festivalpremiere bei der diesjährigen Berlinale überall, dass es sich hier um einen Dokumentarfilm handelt, und das macht die Sache ungemütlich.

Wenn sich jetzt in Zentraleuropa schon paramilitärische Einheiten für den Abwehrkampf gegen Migranten vorbereiten, dann könnte es ja sein, dass der eventuell wichtigere Kampf gegen korrupte Strukturen im Land zu kurz kommt.

LETSCEETV

In Wien ist When the War Comes dieser Tage bei dem Festival Let's Cee zu sehen, das sich vom 13. bis 22. April mit dem Kino aus Zentral- und Osteuropa beschäftigt. Die Auswahl an Filmen ist umfangreich, beinahe könnte man von einer regionalen Mini-Viennale sprechen. Der Termin wenige Wochen nach der Berlinale legt nahe, dass von dort einige der jüngsten Beiträge kommen, so zum Beispiel Dovlatov von Alexei German jr., eine Erinnerung an die sowjetische Literaturszene in den frühen 1970ern unter Generalsekretär Breschnew.

Der Titelheld ist ein Autor, von dem nichts gedruckt wird, außer er schreibt für eine Betriebszeitung einen Bericht über einen lyrisch auffälligen U-Bahn-Arbeiter. In Dovlatov steckt viel von dem Geschichtsverhältnis, das aus der untergegangenen Gesellschaftsordnung des Sowjetkommunismus hervorgegangen ist. Und Alexei German jr. zeigt sich hier erneut als ein großer Choreograf, der zwischen Figuren und Stimmen einen traumverlorenen Tonfall findet.

LETSCEETV

Dass die Türkei bei Let's Cee auch zu CEE (Central Eastern Europe) zählt, macht Sinn und erlaubt die Einladung der sehr interessanten Pelin Esmer, die mit Something Useful nach Wien kommen wird. Zwei Frauen auf einer langen Zugfahrt stehen hier für eine Verbindung zwischen einer bürgerlichen, republikanischen Türkei mit den Träumen der einfachen Menschen.

Von allen Filmländern in CEE ist Rumänien schon seit einer Weile das mit der verlässlich interessantesten Szene. In Bukarest und teilweise auch in den anderen Zentren des Landes tummelt sich die kinematografische Intelligenz, und jedes Jahr gibt es in fast allen Wettbewerben bei den internationalen Großfestivals wichtige Beiträge. Der Berlinale-Sieger Touch Me Not wird wahrscheinlich für Let's cee schon zu groß sein. Dafür kann das Festival mit einem Besuch von Andrei Cretulescu aufwarten, der immer noch ein bisschen ein Geheimtipp ist, ein Kino-Aficionado wie Quentin Tarantino, der in mehreren Kurzfilmen eine wilde Mischung aus popkulturellen Referenzen, klassischem Autorenkino und verstörender Brutalität gezeigt hat.

LETSCEETV

Mit Charleston hat Cretulescu einen schrägen Anti-Buddy-Film gemacht, in dem das halbe aktuelle rumänische Starsystem auftaucht. Die Hauptrolle spielt Serban Pavlu, der auch in Meda or the Not So Bright Side of Things zu sehen ist, einer finsteren Provinzgeschichte, über die der Standard schon im Sommer aus Sarajewo berichtet hat. (Bert Rebhandl, 12.4.2018)