In Innsbruck, das erst seit wenigen Jahren über Gestaltungsbeiräte verfügt, fand das erste Vernetzungstreffen dieser Architekturberater statt.

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Daniel Fügenschuh, Bundessektionsvorsitzender der Architekten in der Kammer der Ziviltechniker, wünscht sich eine stärkere Vernetzung der Gestaltungsbeiräte.

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In der Innsbrucker Südbahnstraße wird sich in Kürze der Hotel- und Büroturm Pema 3 zu den beiden bereits errichteten Pema-Hochhäusern im Umkreis des Bahnhofs gesellen. Die Planungsphase war nicht frei von Konflikten: "Es gab konträre Vorstellungen zu der von den Investoren intendierten Dichte und Höhe von Pema 3", erklärt Daniel Fügenschuh. "Der Gestaltungsbeirat hat sich hier deutlich eingebracht. Die Politik hat sich letztendlich für eine niedrigere Version entschieden."

Stärkere Vernetzung angestrebt

Fügenschuh ist seit Jänner Bundessektionsvorsitzender der Architekten in der Kammer der Ziviltechniker. In dieser Rolle hat er sich eine stärkere Vernetzung der Gestaltungsbeiräte vorgenommen. Etwa 200 von Österreichs Architekten sind als solche tätig und beraten Gemeinden, Stadtverwaltungen und Politiker zu neuen Bauprojekten.

Noch in der Frühphase eines Projekts erstellen die Beiräte typischerweise Gutachten, in denen sie die Qualität neuer Bauwerke im Spannungsraum ihrer Umgebung bewerten. Sie prüfen Ausschreibungen bei Wettbewerben, entsenden Jurymitglieder und bringen einen Blickwinkel ein, der abseits rein regulatorischer Vorgaben und profitorientierter Interessen von Investoren liegt.

"Architekturwettbewerbe sind ein Instrument für eine qualitätsvolle Beauftragung – sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich", betont Fügenschuh, der selbst in der oberösterreichischen Stadt Wels als Gestaltungsbeirat tätig ist. "Der Gestaltungsbeirat setzt bei anderen Vergabeformen an und wirkt qualitätssteigernd."

"Bürgerschaft als Bauherr"

Die Arbeit der Gestaltungsbeiräte in den Gemeinden unterliegt individuellen Vereinbarungen, Regeln und Gepflogenheiten. Informationen darüber waren bisher kaum verfügbar. Beim ersten Vernetzungstreffen, das nun in Innsbruck stattfand, wurde deshalb eine Studie zur Arbeit der Gestaltungsbeiräte präsentiert.

Ursprünglich geht die Etablierung der Gestaltungsbeiräte auf eine Initiative von Grünen-Politiker Johannes Voggenhuber zurück, der in den 1980er-Jahren als Stadtrat für die Salzburger Stadtplanung zuständig war. Er wollte mit dem Instrument, wie er sagt, gegen eine "Diktatur der Bauherren", gegen eine "Grundstücksverwertungsmaschinerie" ankämpfen und "die Bürgerschaft zum Bauherren" machen.

In der nun vorgelegten Umfrage, bei der rund die Hälfte der Beiräte mitmachte, zeigte sich etwa, dass in Wien und Vorarlberg die meisten Beiräte – jeweils etwa ein Viertel der Gesamtanzahl – niedergelassen sind. Durchschnittlich bearbeiten sie 40 Projekte pro Jahr. Etwa zwei Drittel bekleiden diese Funktion nicht länger als fünf Jahre. Nur 67 geben an, dass es für ihre Arbeit eine Geschäftsordnung oder Statuten gibt.

Bindend oder nicht

Eine relevante Frage ist, wie verbindlich die Gutachten des Gestaltungsbeirats sein sollen. Voggenhuber, der neben einer internationalen Kollegenschaft ebenfalls teil des Podiums der Innsbrucker Veranstaltung war, betont, dass sie zu seiner Zeit den Rang von "Universitätsgutachten" gehabt hätten. In der Umfrage geben heute 14 Prozent an, dass die Entscheidungen des Beirats politisch bindend sind. Im Großteil der Fälle stellen die Gutachten aber nur eine Empfehlung für den Entscheidungsträger da – was für Fügenschuh auch der bessere Weg ist: "Die Empfehlungen des Beirats, der neutral ist und sachlich argumentiert, werden in fast allen Fällen auch übernommen."

Eine andere Frage ist, wie transparent die Entscheidungsprozesse in den Gemeinden sein sollen. Drei Viertel der Befragten geben an, dass die Sitzungen des Gestaltungsbeirats nicht öffentlich sind. Während für Voggenhuber in Salzburg die Einbindung der Öffentlichkeit das Um und Auf war, ist Fügenschuh abwägender: "Das ist sicher die strittigste Frage. Oft ist es nicht zielführend, sofort an die Öffentlichkeit zu gehen, weil dann die Debatte schnell zu einem Grabenkampf wird", erklärt der Architekt. "Abseits der Tagespolitik kann man widersprechende Bedürfnisse besser besprechen. Nachdem ein Ergebnis präsentiert wurde, kann es dann offen diskutiert werden."

Wie soll nun die Zukunft der Gestaltungsbeiräte aussehen? Fügenschuh: "Natürlich wollen wir neue etablieren und bestehende stärken. Mein Wunsch wären zudem gemeinsame Guidelines, Richtlinien zu Einrichtung und Reform der Gestaltungsbeiräte, die Empfehlungen zu Transparenz oder zum Vorgehen bei Nachbestellungen beinhalten." (Alois Pumhösel, 15.4.2018)