Die grüne Paste kennen die meisten, den wilden Wasabi schon weniger: Die Pflanze wächst vor allem in Japan.

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Wien/Oberwart – Die Produktion erinnert eher an ein Chemielabor als an traditionelle Landwirtschaft: Kleine grüne Pflänzchen sind in Reih und Glied nebeneinander aufgestellt, die Boxen, in denen sie stehen, sind mit Kabeln verbunden, Mitarbeiter in weißen Kitteln und Handschuhen untersuchen regelmäßig die Pflanzen. Insgesamt hundert Quadratmeter ist die Versuchsanlage groß, die sich in Oberwart im Burgenland befindet.

Seit mehr als einem Jahr testet dort das Unternehmen Phytoniq den Anbau von Wasabi, jenes grünen Gemisches, das viele aus japanischen Sushi-Restaurants kennen – und sorgt damit international für Aufmerksamkeit. Denn Wasabi gilt als eine der am schwersten zu kultivierenden Pflanzen der Welt.

Pflanzen mit Wasser besprüht

Um den Anbau effizienter zu gestalten, experimentiere man in der Anlage mit verschiedenen Klima- und Lichtbedingungen, sagt Phytoniq-Geschäftsführer Martin Parapatits zum STANDARD. Das Verfahren, das er für den Anbau verwendet, nennt sich Aeroponik: Die Pflanzen brauchen keine Erde, sondern hängen mit den Wurzeln frei in der Luft. Über automatisch vorbeifahrende Düsen werden sie von unten mit einer Lösung aus Wasser und Nährstoffen besprüht. Die Vorteile dieser Methode sind laut Parapatis, dass durch die Automatisierung weniger Düngemittel, Wasser und Düsen als im herkömmlichen Anbau benötigt werden. Außerdem sei der Ertrag höher.

In einer Indoor-Farming-Anlage werden die Wasabi-Pflanzen gezüchtet.
Foto: PhytonIQ GmbH

Parapatits glaubt, mit dem Wasabi-Anbau in eine Marktnische vorstoßen zu können. Ursprünglich in Japan heimisch, wird Wasabi heutzutage vor allem aus Asien nach Europa importiert. Größere europäische Betriebe gibt es nur in Großbritannien, Island und Polen. Verwendet wird Wasabi meist für die Gastronomie, aber auch medizinisch kann er laut Parapatits durch seine entzündungshemmende und antibakterielle Wirkung eingesetzt werden.

Oft Kren statt Wasabi

Was derzeit in Restaurants zum Einsatz kommt, kritisiert Parapatits, sei meist ein Kren-Senf-Gemisch, das etwa mit Algen grün eingefärbt wird. In den Pasten seien am Ende nur mehr wenige Prozent Wasabi enthalten, da dieser viel teurer ist: Über 200 Euro kann ein Kilo echter Wasabi gut und gerne kosten.

Am "grünen Gold" will nun auch der 45-Jährige verdienen: Ab Mitte des Jahres will er in Oberwart in großem Stil Wasabi anbauen. Eine Betriebsstätte mit acht Stockwerken und 2.300 Quadratmetern für den "Hightech"-Anbau ist geplant. Pro Jahr sollen so rund 25 Tonnen Wasabi produziert werden, mit denen das Unternehmen dann einen Marktanteil von rund sieben Prozent in Europa hätte. Produzieren will er Wasabi vor allem für Gastronomie und Pharmabranche in Europa.

Um das Projekt zum Teil zu finanzieren, hat Parapatits vergangene Woche eine Crowfunding-Kampagne gestartet, die bisher rund 170.000 Euro einspielte. Im Juni soll das Projekt dann gestartet werden. (Jakob Pallinger, 16.4.2018)