Noch ist der Anteil der Billigflieger in Wien überschaubar. Neben der Lufthansa-Tochter Eurowings und Laudamotion will auch Wizz Air das ändern.

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Wien – Die ungarische Wizz Air will sich in Wien ein ordentliches Stück vom Kuchen abschneiden – und geht es gleich forsch an. Ende April startet die 2004 in London gegründete Billigairline mit Heimatflughafen Budapest und Firmensitz im steuerschonenden Genf in Schwechat durch.

Der Zeitplan ist laut Wizz-Vorstand George Michalopoulos ambitioniert: Die ersten Wien-Flüge nach Danzig in Polen oder Tuzla in Bosnien werden von bestehenden Wizz-Air-Basen auf Flughäfen in Osteuropa durchgeführt. Im Juni soll das erste Flugzeug in Wien stationiert werden, im November 2018 kommen zwei weitere Maschinen dazu. Ab 2019 wird die Flotte weiter aufgestockt.

In den Startlöchern

Der Zeitpunkt für den Low-Cost-Carrier ist günstig, weil sich der Österreich-Start von Laudamotion verzögert hat. Mit dem neuen Eigentümer Ryanair bietet Laudamotion aber mittlerweile immerhin 60 Routen zur Buchung an. Auch die IAG-Billigtochter Vueling (die im Rennen um die insolvente Niki den Kürzeren zog) ist erst im Landeanflug. Die Lücke, die die Niki-Pleite hinterlassen hat, gedenkt ebenso die AUA-Billigschwester Eurowings zu schließen.

Anders als Niki in der Vergangenheit und Laudamotion ab Sommer steuert Wizz Air nicht nur touristische Destinationen im Süden an, sondern hat neben dem Osten künftig etwa mit Stockholm und Malmö auch den Norden im Portfolio. Je nach Route wollen die Ungarn zehn bis 30 Prozent der Tickets zu echten Schnäppchenpreisen unter 20 Euro verkaufen.

Billigere Flughäfen außerhalb der Großstädte, günstige Tickets, schlanker Betrieb mit einer jungen Crew, die für ihr Gehalt mehr fliegt als bei den Traditionsairlines üblich – damit niedrige Personalkosten und möglichst hohe Einnahmen durch Zusatzgebühren, so lautet das Geschäftsmodell. "Der Gewinner ist, wer die niedrigsten Kosten hat", sagt Vorstand Michalopoulos. Die Wizz Air, die tatsächlich als hochprofitabel gilt, zählt er dazu. Selbst wenn der Ölpreis steige, würde Wizz mit seinen treibstoffeffizienten Maschinen gegenüber der Konkurrenz profitieren.

Ambitionierte Pläne

In Schwechat wollen die Ungarn die Nummer zwei hinter der Lufthansa-Gruppe werden. Derzeit kommen Billigflieger in Wien auf einen Marktanteil von rund einem Fünftel. Platzhirsche sind die Lufthansa-Tochter Eurowings und die britische Easyjet. Von einer "Überflutung" durch Low-Cost-Carrier sei der österreichische Hauptstadtflughafen damit ein großes Stück entfernt, so Michalopoulos.

Dass József Váradi große Pläne hat, machte der Konzernchef und Airline-Gründer bereits klar. In den kommenden neun Jahren will der 52-Jährige die Flotte auf rund 300 Maschinen verdreifachen und jährlich 100 Millionen Passagiere transportieren. Im aktuellen Geschäftsjahr peilen die Ungarn, laut eigenen Angaben Marktführer in Osteuropa, 30 Millionen an.

Eine selbstbewusste Kampfansage an Europas Billigplatzhirsche Ryanair und Easyjet. Allein mit den Iren flogen zuletzt rund 129 Millionen Passagiere. Wobei Ryanair-Chef Michael O'Leary derzeit mit dem Rücken zur Wand steht, denn das Personal organisiert sich, um bessere Arbeitsbedingungen zu erkämpfen. Wizzair habe diesbezüglich kein Problem, beteuert Michalopoulos. Piloten und Kabinenpersonal habe man genug. (rebu, 16.4.2018)