Der künftige Bürgermeister Michael Ludwig eröffnete erstmals die Wiener Schanigartensaison. Die Premiere schmeckte ihm sichtlich. Hauptfokus bleibt aber die Bildung der neuen Wiener Stadtregierung.

Foto: APA / Roland Schlager

Wien – Es war ein Wohlfühltermin, zu dem sich am Montag sowohl Noch-Bürgermeister Michael Häupl als auch sein künftiger Nachfolger Michael Ludwig angesagt hatten. Es galt, die Wiener Schanigartensaison traditionell zu eröffnen, die alljährliche Veranstaltung fand diesmal im Café Mozart am Albertinaplatz statt. Häupl ließ seine letzte Saisoneröffnung aber kurzfristig sausen – offiziell aus terminlichen Gründen. Womit es dem designierten Stadtchef Ludwig oblag, erstmals gemeinsam mit Wirtschaftskammerpräsident Walter Ruck medienwirksam im Freien eine Melange zu schlürfen.

Beide wurden standesgemäß von Wolfgang Binder, Kaffeehausobmann in der Wirtschaftskammer Wien, begrüßt. Die Titel flogen tief, die vorgestellten "Diplom-Ingenieur Ruck" und "Stadtrat Doktor Ludwig" lobten dann auch unisono die Wiener Kaffeehauskultur, zu der die Schanigärten einfach dazugehörten. Nicht umsonst zählten Wiener Kaffeehäuser auch zum immateriellen Unesco-Weltkulturerbe, wie Ruck sagte.

3500 Schanigärten in Wien

In der Stadt wurden 2017 rund 3500 Schanigärten gezählt – um 400 mehr als noch 2016. Für den Anstieg von rund zehn Prozent sind auch die neuen Winterschanigärten verantwortlich: Von der Möglichkeit, auch im Winter Tische und Sessel ins Freie zu stellen, machten 155 Betriebe Gebrauch – DER STANDARD berichtete. Ludwig wünschte den Gastronomen für die diesjährige Saison "viel Erfolg, ein gutes Geschäft und alles Gute".

Primär muss sich Ludwig freilich mit der Neuaufstellung des Wiener SPÖ-Stadtregierungsteams beschäftigen. Er übernimmt am 24. Mai das Amt von Langzeit-Stadtchef Häupl. Zehn Tage vorher will Ludwig seine neue Mannschaft bekanntgeben. Bis dahin, sagte Ludwig, "werde ich mich an mein selbstgewähltes Schweigegelübde halten".

Drei Neubesetzungen schon jetzt fix

Schon jetzt ist fix, dass es zumindest drei neue Posten im Stadtsenat zu besetzen gilt: Nach dem Rücktritt von Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger am 4. April kündigte am vergangenen Donnerstag Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny ebenfalls seinen Rückzug mit 24. Mai an. Zudem wird Ludwigs Job als Wohnbaustadtrat vakant. Auch Finanzstadträtin Renate Brauner muss wohl ihren Posten räumen.

Den Rückzug von Mailath-Pokorny bezeichnete Ludwig als "sehr persönliche Entscheidung", diese sei aber "nicht überraschend" gefallen. Ludwig sei mit Mailath-Pokorny "freundschaftlich sehr verbunden", dementsprechende Gespräche habe es im Vorfeld gegeben. Ludwig hoffe aber, die Kompetenz von Mailath-Pokorny für Wien "in einer anderen Funktion" erhalten zu können – etwa bei internationalen kulturpolitischen Fragen.

Kritik an Häupl

Auf die Frage, ob es die Stadtregierung zerbröselt, sagte Ludwig: "Die Stadtregierung steht derzeit nicht unter meiner Führung." Damit kritisierte er indirekt Noch-Amtsinhaber Häupl. Ludwig führe aktuell viele Gespräche.

Die SPÖ stellt im Stadtregierungsteam derzeit sieben Mitglieder. Zu Beginn der Legislaturperiode im Jahr 2015 gab es noch vier Stadträtinnen. Seit dem Rücktritt von Ex-Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely und dem Eintritt von Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky im Vorjahr sind es drei SPÖ-Stadträtinnen und -Stadträte sowie Bürgermeister Häupl.

Dass die Geschlechterparität bei den Stadträten bleibt, ist laut Ludwig kein Muss. "Ich berücksichtige mehrere Überlegungen, die über die Geschlechterparität hinausgehen", sagte er dem STANDARD. Ein ausgeglichenes Verhältnis von Männern und Frauen sei nicht fix: "In Stein gemeißelt ist in der Politik nichts."

Die von Ludwig ins Boot geholte neue SPÖ-Parteimanagerin Barbara Novak sieht das anders. Bei ihrem Amtsantritt sagte sie dem STANDARD im Februar: "Die Geschlechter müssen ausgeglichen vertreten sein. Ludwig wird genau darauf schauen, dass es keine Frau im Team weniger gibt." (David Krutzler, 17.4.2018)