Der blaue Stiftungsrat Norbert Steger droht Journalisten.

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Norbert Steger hat "einen Blödsinn" gemacht. "Sie können das Interview vergessen", herrscht er einen ORF-Redakteur an, greift nach dessen Mikrofon und drückt es weg. Die Szene wird in diesen Tagen auf Twitter und Facebook vielfach geteilt. Sie passt zu gut zu Stegers aktuellen Vorwürfen an ORF-Korrespondenten, sie berichteten "nicht korrekt" und präsentierten Meinung statt Fakten. Zu Stegers Forderung, ihre Jobs zu streichen und ebenso jene von ORF-Journalisten, die wiederholt in sozialen Medien gegen künftig strengere Objektivitätsregeln verstoßen.

Der "Blödsinn" und "schwere Fehler" war Stegers Griff nach dem Mikro – 1983. ORF-Redakteur Willy Mitsche fragt den noch tatsächlich jungen Jörg Haider nach seinem Rückzieher vom Plan, Kärntens FPÖ von der Bundespartei abzuspalten: "Sie treten für mehr Glaubwürdigkeit in der Politik ein. Jetzt entsteht der Eindruck, dass Sie unglaubwürdig sind." Da geht Steger dazwischen: "Sie werden in diesem Stil mit keinem Freiheitlichen Interviews machen. Mit keinem Roten, mit keinem Schwarzen wird so geredet, wieso glauben Sie, dass mit uns so geredet wird?"

Eine "Gemeinheit", die Szene mit seinen aktuellen Aussagen in Verbindung zu bringen, sagt Steger. 2017 hat er Armin Wolfs Fragen an Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache beim Antrittsinterview als Kanzler und Vizekanzler als "unbotmäßig" beschrieben.

Zwischen Mikro-Griff und ORF-Attacke liegt Haiders FPÖ-Machtübernahme 1986, die Stegers Jobs als Parteichef und Vizekanzler beendete. Steger wird wieder Rechtsanwalt. In die Politik geht seine Tochter, sie wird 2017 fast Sportstaatssekretärin.

2008 entsendet Heinz-Christian Straches FPÖ Steger in den ORF-Aufsichtsrat – dort saß er schon als Vizekanzler 1982/83. Als Steger 2011 für Alexander Wrabetz' Verlängerung als ORF-Chef stimmt, will ihn Strache abberufen – geht nicht, weigert sich Steger damals. Man söhnt sich rasch aus, die FPÖ entsendet ihn seither wieder und wieder ins wichtigste ORF-Gremium. 2016 stimmt Steger mit der ÖVP für deren Generalskandidaten Richard Grasl. Die Niederlage sei irrelevant, Wrabetz werde mit neuem ORF-Gesetz von ÖVP/FPÖ bald abgelöst, sagt Steger damals.

Wie sich der 74-Jährige das ORF-Gesetz vorstellt, hat er nun wieder umrissen – und damit seine Aussichten, wie kolportiert Vorsitzender des ORF-Stiftungsrats zu werden, zumindest nicht verbessert. (Harald Fidler, 16.4.2018)