Mycobacterium ulcerans ist ein grampositives, säurefestes, langsam wachsendes Stäbchen, das mit dem Tuberkuloseerreger (Bild) verwandt ist.

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Australische Forscher warnen in einem Fachartikel, der nun im "Medical Journal of Australia" veröffentlicht wurde, vor der epidemischen Ausbreitung der Hautkrankheit Buruli-Ulkus im Bundesstaat Victoria. Das größte Problem: Über die Ursachen können die Wissenschafter nichts sagen. "Niemand versteht, was passiert und was diese Epidemie antreibt", erklärte Daniel O’Brien, Koautor der Studie, gegenüber der BBC.

Die Infektion wird durch das Mykobakterium ulcerans ausgelöst, das mit den Erregern von Tuberkulose und Lepra verwandt ist. Es setzt Giftstoffe frei, die zunächst zu schmerzlosen Schwellungen führen. Danach treten zunächst flache Geschwüre auf, die sich auch in die Tiefe fressen und Muskeln beziehungsweise Knochen zerstören können. Buruli-Ulkus wird deshalb auch als "fleischfressende Krankheit" bezeichnet.

Eine Therapie mit Antibiotika ist zwar effektiv, aber in den betroffenen Gebieten häufig nicht verfügbar. In solchen Fällen bleibt als einzig wirksame Behandlung das großflächige Herausschneiden der Infektionsherde übrig.

Deutlicher Anstieg in den vergangenen zwei Jahren

Die rätselhafte Infektionskrankheit ist nach einem Bezirk in Uganda benannt, in dem Mitte des 20. Jahrhunderts gehäuft Erkrankungsfälle beobachtet wurden. In Australien ist die Infektion erstmals im Jahr 1948 unter dem Namen "Bairnsdale-Ulkus" beschrieben worden. Am häufigsten erkranken Menschen in den tropischen Gebieten von Westafrika, Zentralafrika, Neuguinea und Lateinamerika. Insgesamt werden jährlich etwa 2.000 Fälle registriert, davon entfallen etwa 95 auf Australien. Das hat sich in den vergangenen zwei Jahren geändert, schreiben die Studienautoren.

Konkret gab es im Jahr 2016 allein in Victoria 156 neue Erkrankungsfälle, 2017 ist die Anzahl der Betroffenen mit 236 noch einmal um 51 Prozent gestiegen. "Die Epidemie hat beängstigende Ausmaße angenommen", betont O’Brien.

Art der Übertragung unklar

Wie es zur Übertragung der Erreger kommt, ist nach vor nicht geklärt. In Westafrika wird die Zunahme der Erkrankungen mit der Abholzung der Regenwälder und der Intensivierung der Landwirtschaft in den tropischen Gebieten in Zusammenhang gebracht. Bislang konnte diese Vermutung allerdings nicht zweifelsfrei bestätigt werden. Auch wie es zu einer Infektion kommt, ist noch unklar. Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch scheint unwahrscheinlich zu sein, da es in den Familien von Erkrankten nur selten zu gehäuften Infektionen kommt.

Eine Hypothese lautet, dass die Bakterien im Schlamm oder Wasser vorkommen und bei Menschen, die in Kontakt mit kontaminierten Wasserstellen kommen, durch die Haut eindringen. Ob der Erreger fähig ist, die gesunde Haut zu durchdringen, oder ob die Infektion eher über Hautverletzungen erfolgt, wissen die Forscher ebenfalls noch nicht. Eine Übertragung durch bestimmte Mückenarten sei ebenfalls denkbar. "Es ist dringend Zeit, dass gehandelt wird. Dazu muss in die Erforschung der Krankheit investiert werden", appellieren Wissenschafter. (gueb, 18.4.2018)