Sinkende Wahlbeteiligung, der steigende Wunsch nach einem "starken Führer" und unerwartete Wahlsiege von Politikern, deren Erfolg vor zehn Jahren noch kaum jemand für möglich gehalten hätte: Die Demokratie westlichen Zuschnitts ist in der Krise – und viele Intellektuelle schielen ersatzweise in Richtung autoritärer Modelle wie jenem von China, das größere Effizienz vorspiegelt.
Dabei, so meint zumindest Philippe Narval, gebe es auch andere, sanftere Wege, unsere politischen Systeme zu reformieren. Der Geschäftsführer des Europäischen Forum Alpbach will autokratischen Ideen eine stärkere Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern in die Politik entgegensetzen. So, meint Narval im Untertitel seines am Mittwoch erscheinenden Buches "Die freundliche Revolution", lasse sich gemeinsam unsere Demokratie retten.
Überzeugt haben ihn davon Recherchereisen quer durch Europa, deren Ergebnisse er in dem locker geschriebenen Band schildert. In der Schweiz hat er sich angesehen, wie eine Initiative junger, proeuropäischer Studentinnen und Studenten die "Durchsetzungsinitiative" der rechten SVP zur Abschiebung von Ausländern ohne Richterbeschluss mit einer höflichen, aber zielgerichteten Kampagne zu Fall brachte. In Irland ist Narval mit Teilnehmern einer Bürgerversammlung zusammengetroffen, die es in dem streng katholischen Land geschafft hat, ein Gesetz zur Lockerung des Abtreibungsverbotes anzustoßen. Und in Vorarlberg traf der Alpbach-Chef Kinder, die bereits früh lernen, wie sie gute eigene Entscheidungen über ihre Freizeit und die Einrichtung ihres Kindergartens treffen können.
Ob das alles wirklich schon eine "freundliche Revolution" ausmacht oder gar für die Rettung der Demokratie ausreicht, scheint ungewiss. Allerdings überzeugen die Beispiele davon, dass die Qualität politischer Entscheidungen deutlich verbessert werden kann, wenn die Politik wieder lernt, mit den Bürgerinnen und Bürgern zu sprechen. Besonders für Österreich allemal ein nützlicher Diskussionsansatz. (Manuel Escher, 17.4.2018)