Das AMS hat weniger Mittel für Deutschkurse für Flüchtlinge. Nun stehen bei den betroffenen Bildungsinstituten Stellenkürzungen bevor.

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Wien – Alexandra Singer-Weidinger will der Belegschaft nichts vorgaukeln. Von 78 Deutschtrainerinnen im Dienst – viele Frauen über 45 Jahren – stünden 30 auf der Kündigungsliste, sagt die Geschäftsführerin, und daran hingen noch weitere Jobs in der Verwaltung. Letztlich wackelten 30 Prozent der 300 Beschäftigten: "Wir werden bis hinunter zur Reinigungskraft streichen müssen."

Singer-Weidinger ist Geschäftsführerin des Unternehmens Mentor, einem jener Bildungsinstitute, die im Auftrag des Arbeitsmarktservices (AMS) Deutschkurse für Flüchtlinge anbietet. Dass die türkis-blaue Koalition für diesen Zweck heuer um 105 Millionen Euro weniger gewährt als ursprünglich von der alten Regierung zugesagt, trifft die Anbieter besonders in Wien, wo 60 Prozent der beim AMS registrierten Asylberechtigten leben, hart.

Weniger Kurse und Personal

Erst einmal müssen die Institute die Kurse der laufenden Vereinbarung mit dem AMS "strecken": Das für zwölf Monate veranschlagte Geld muss nun für 15 Monate reichen – schon das ergibt weniger Kurse und Personal.

Wie stark danach das Ausmaß der Folgeaufträge einbricht, ist noch nicht klar. Die Regierung hat den heuer noch mit 50 Millionen dotierten Integrationstopf des AMS für 2019 gänzlich geleert, die Jobvermittlung will einen Teil mit allgemeinen Fördergeld kompensieren. Eine Institutsleiterin, die ihre Firma in diesen Zusammenhang nicht outen möchte, rechnet unterm Strich mit einer Halbierung des Deutschkursangebots.

Österreichweit müsse jede Fünfte der rund 8.000 Deutschtrainerinnen um den Job bangen, warnt die Gewerkschaft. Eine Nachfrage beim Berufsförderungsinstitut (BFI) ergibt ein weniger dramatisches Verhältnis. Von 680 Angestellten in Wien seien 20 – ausschließlich Deutschtrainerinnen – von der Kündigung bedroht, sagt Leiter Michael Sturm, grob geschätzt kämen in Restösterreich noch einmal so viele dazu.

Andere Anbieter seien stärker auf Deutschkurse spezialisiert, so Sturm, außerdem setze es in einem gemeinnützigen, von ÖGB und Arbeiterkammer getragenen Institut wie dem BFI Kündigungen nun einmal weniger rasch wie in profitorientierten Unternehmen.

Bei allen Versuchen zur Abfederung: Die Kürzungen machten Personalabbau unumgänglich, sagt Mentor-Chefin Singer-Weidinger, der noch eine "gesellschaftspolitische Anmerkung" am Herzen liegt. Viele Unternehmen suchten in der Hochkonjunktur Personal – sofern dieses Deutsch könne: "Da ist es nicht sehr gescheit, bei den Kursen zu sparen." (Gerald John, 19.4.2018)