Für die Pflege der Nägel gibt es viele Werkzeuge. Schwierig wird es, wenn die Nägel von einem Pilz befallen wurden.

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Sommer heißt: Barfuß laufen oder in Sandalen und Flip-Flops. Die Voraussetzung dafür: gesunde Zehennägel. Schätzungen zufolge trifft das auf zehn bis 30 Prozent der Menschen weltweit nicht zu – sie leiden an einer Nagelpilzinfektion. Typische Symptome sind verdickte, gelblich-weißlich verfärbte Nägel, die zu bröckeln beginnen. "Es können nur Teile des Nagels, der ganze Nagel oder gleich mehrere Nägel betroffen sein", sagt Claudia Heller-Vitouch, Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten und Leiterin des Pilzambulatoriums in Wien-Hietzing.

Eine mikrobiologische Diagnose gibt Aufschluss darüber, ob es sich tatsächlich um einen Nagelpilz handelt. Denn: "Nur rund ein Viertel bis ein Drittel aller Nagelveränderungen sind auf einen Pilz zurückzuführen", betont die Expertin. Viel häufiger handelt es sich bei Verdacht auf Nagelpilz beispielsweise um eine Nagelwachstumsstörung, eine Schuppenflechte oder ein chronisches Trauma. Bestätigt die Untersuchung unter dem Mikroskop einen Nagelpilz, eruiert der Dermatologe, um welche Pilzform es sich konkret handelt. Erst dann kann über mögliche Therapieformen entschieden werden.

Behandlungszeit: mindestens drei Monate

Grundsätzlich gilt: Nagelpilz ist eine langwierige Angelegenheit. Die medizinische Behandlung dauert im Normalfall mindestens drei Monate. Das liegt daran, dass der Pilz in einem Körperbereich liegt, der nicht durchblutet ist. Nägel sind quasi abgestorbenes Material. "Das Medikament kommt dort sehr schwer hin und wächst mit dem Nagel hinaus", erklärt Heller-Vitourch. Nägel wachsen generell sehr langsam, insbesondere pilzbefallene Nägel. Und Zehennägel wachsen langsamer als Fingernägel.

Eine erfolgreiche Therapie zeigt sich daran, dass wieder ein gesunder Nagel nachwächst. Das dauert zwischen sechs Monaten und einem Jahr. "So lange dauert es, bis der Zehennagel so weit nachgewachsen ist – und zu sehen, ob der Befall vollständig ausgeheilt wurde", sagt Robert Strohal, Vorstand der Abteilung für Dermatologie und Venerologie am Landeskrankenhaus Feldkirch.

Nur Medikamente können Pilz stoppen

Wie geht man die Behandlung von Nagelpilz nun richtig an? Verschiedene im Handel erhältliche Stifte und Lacke, die auf den Nagel aufgetragen werden, seien nur bedingt wirksam, ist Heller-Vitouch überzeugt. Wenn, dann sollten Betroffene darauf achten, dass solche Lokaltherapien ein Antimykotikum, also eine antimikrobielle Substanz gegen den Pilz enthalten. "Trotzdem darf man nur bei einem minimalsten Befall des Nagels mit Erfolg rechnen." Auch Strohal bestätigt: "Rezeptfreie Angebote sind zwar bei der medikamentösen Behandlung unterstützend wirksam, aber nicht allein heilend."

Um den Nagelpilz gänzlich wegzubringen, ist in den meisten Fällen zusätzlich die orale Einnahme eines Antimykotikums notwendig. Basis dafür ist eine ärztliche Diagnose, die den Pilzbefall bestätigt. Die Vorbehalte gegen Antimykotika seien überholt, die modernen Präparate in der Regel für die Leber gut verkraftbar, so Heller-Vitouch. Nagelpilz, der jahrzehntelang besteht, ist extrem hartnäckig. Auch wenn man ihn vorübergehend loswird, ist die Gefahr eines erneuten Auftretens groß.

Was man über die Therapie hinaus tun kann

Neben der medizinischen Behandlung ist es wichtig, dass Betroffene weitere Maßnahmen setzen. Pilzbefallene Nägel sollten sehr kurz gehalten werden. "Wenn der Nagel sehr dick ist, hilft es, ihn etwas abzufräsen, damit das Medikament die betroffenen Stellen auch erreicht", rät Heller-Vitouch. Spezielle Cremen verdünnen die Nägel, damit sie sich leichter vom Nagelbett ablösen. Was können Patienten noch tun? Socken bei 60 Grad waschen, Schuhe mit einem pilzwirksamen Mittel aus der Apotheke desinfizieren und, wenn möglich, nach der Therapie die Schuhe wechseln.

Übrigens: Meistens befällt Nagelpilz nicht nur die Nägel, sondern auch die umliegende Haut. In diesem Fall muss nicht nur der Nagelpilz an sich, sondern auch der Fußpilz behandelt werden. Ein weiteres Problem: Der Pilz kann sich von den Fußnägeln auf die Fingernägel ausbreiten. Das ist dann auch im Winter sichtbar. (Maria Kapeller, 20.4.2018)