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Wien – "Ich bekenne mich zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk", stellte FPÖ-Mediensprecher Hans-Jörg Jenewein in seinem Eröffnungsstatement bei der Diskussion "Brauchen wir den ORF?" am Mittwoch klar. Auch die sanften Töne, die danach folgten, passen wenig zu den Aussagen seines Parteikollegen Norbert Steger.

Der blaue Stiftungsrat hatte am Wochenende ORF-Journalisten in einem Zeitungsinterview gedroht und Streichungen bei den Auslandskorrespondenten des öffentlich-rechtlichen Senders in den Raum gestellt, falls diese nicht korrekt berichten würden.

Für kontroversielle Diskussionen sei er der Falsche, er möchte Stegers und Straches Attacken auf den ORF nicht kommentieren, gibt aber zu, dass die ganze Sache "nicht optimal gelaufen ist." Es dürfe aber in der Republik keine Instanz geben, die man nicht kritisieren dürfe. Auch als Politiker sei es "nicht immer lustig, wenn man in der früh die Zeitung aufschlägt und zwischen den Zeilen liest, dass Politiker korrupt sind und nicht arbeiten." Das müssten auch Journalisten aushalten.

Klares Nein zur Budgetfinanzierung

ORF-Generaldirektor Wrabetz betonte einmal mehr, dass es nicht Sache eines Stiftungsrates sei, die Größe der ORF-Korrespondentennetzes festzulegen. Schon gar nicht sollte diese Aufgabe in die Hände des Finanzministers fallen, wie es bei einer Budgetfinanzierung der Fall wäre. Dieser erteile Wrabetz eine erneute Absage. Es sei wichtig, dass der ORF eine "budget-, staats- und regierungsferne Finanzierung" habe, mit dem aktuellen Modell sei das gewährleistet.

Die Regierung sei gerade "so stolz auf ihr Nulldefizit", dass er sich im Falle einer Budgetfinanzierung nur schwer vorstellen könne, dass der ORF mit einem Umsatz von einer Milliarde Euro ungeschoren davonkommen würde.

ORF-Archiv nicht an Private verschenken

Jenewein kann dem Vorschlag von Medienminister Blümel, den ORF zum "Schuhlöffel für Private" umzufunktionieren viel abgewinnen. Er fordert, die ORF-Archive für Private zu öffnen, schließlich bestünden diese aus "öffentlich-rechtlichem Content, der bereits bezahlt ist".

Wrabetz ist hingegen "ungern Schuhlöffel, aber gerne Motor", auch das ORF-Archiv will er nicht einfach an Private "verschenken". Für Kooperationen mit der ProSiebenSat1-Gruppe sei er grundsätzlich offen, allerdings müsse auch der ORF von der Partnerschaft profitieren. "Wenn das Huhn zum Schwein kommt und sagt: ‚Machen wir Ham and Eggs‘, dann muss das Schwein vorsichtig sein." Größere Priorität habe eine stärkere Kooperation mit den Zeitungsverlegern, die "Auseinandersetzungspartnerschaft" müsse endlich beendet werden. (pp, 19.4.2018)