Die Suche nach Immobilien ist oft eine beschwerliche Angelegenheit.

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Remax-Europe-Chef Michael Polzler weist bei jeder Gelegenheit darauf hin, wie viel Geschäft den österreichischen Maklern entgeht.

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Wien – Wird in der kanadischen Metropole Toronto eine Immobilie zum Kauf angeboten, ist sie im Schnitt in 17 Tagen weg. In Österreich liegt die Anzahl der Tage auf dem Markt oft im dreistelligen Bereich. "Und viele Leute brauchen sogar drei oder vier Jahre, um hier was zu finden", brummte Remax-Europe-Manager Michael Polzler am Dienstag auf der Veranstaltung Imabis Connect in Wien ins Mikro. Das sei schlicht "horrible", also "fürchterlich", so Polzler. Er kenne den österreichischen Markt sehr gut, betonte er, denn er sei rund 150 Tage im Jahr in Österreich.

"30 Makler – warum?"

Den Hinweis hätte es gar nicht gebraucht, von den anwesenden Immobilienprofis kam ohnehin kein Widerspruch. Eher zustimmendes Nicken. Bisweilen habe man es im Laufe einer einzigen Transaktion mit 30 verschiedenen Maklern zu tun. "Warum?", fragte Polzler rhetorisch in die Runde. Es seien schlicht "erschreckende" Käufererfahrungen, die man hier mache und die erheblich zum schlechten Image der Makler beitragen würden. In Kanada gehe man zu einem Makler, der der einzige Ansprechpartner bleibt, sich alles Weitere mit seinen Kollegen ausmacht und auch Besichtigungen übernimmt. Am Schluss teilt er sich mit dem Makler des Abgebers die Provision. Grundlage für die Geschäfte ist in Kanada und den USA das sogenannte Multiple Listing System, kurz MLS. Diese Datenbank wird von einem unabhängigen Board geführt, jeder teilnehmende Makler hat Zugriff auf alle Daten. Bei fast allen Transaktionen sind zwei Makler involviert. Und fast jede Transaktion läuft über Makler.

In Österreich sind es gerade einmal 50 Prozent; die andere Hälfte wird privat verkauft. Auf das rein rechnerisch also riesige Potenzial für Makler machte Polzler seine österreichischen Kollegen einmal mehr aufmerksam. "Milliarden" wären hier zu holen.

"Marktplatz" wird gestartet

Dabei tut sich nun tatsächlich etwas: Die bereits berichteten Pläne des WKÖ-Fachverbands der Immobilientreuhänder, des Österreichischen Verbands der Immobilienwirtschaft (ÖVI) und des Maklernetzwerks Immobilienring (IR), eine Plattform nach Vorbild eines MLS aufzubauen, sind weit gediehen. IR-Präsident Georg Spiegelfeld stellte auf der von der Roland Schmid Group organisierten Veranstaltung erstmals die Details vor, am Donnerstag drehte sich dann auch der Maklerdialog des ÖVI darum.

Das Wichtigste in Kürze: WKÖ, ÖVI und IR sind dabei, eine Immobilien Marktplatz Gmbh zu gründen. Vier Immobiliensoftwareanbieter sind mit im Boot, denn fehlende Softwareschnittstellen erschwerten bisher Kooperationen unter Maklern. Insofern errichte man nun einmal "die technische Voraussetzung, um überhaupt kooperieren zu können", erklärte ÖVI-Vorstandsmitglied Sandra Bauernfeind (EHL).

Stufenweise Vermarktung

Makler, die sich für den "Marktplatz" (kostenpflichtig) registrieren, können ihre Objekte dann stufenweise vermarkten. Zunächst soll es die Möglichkeit geben, neu eingelangte Objekte 14 Tage lang den eigenen Kunden anzubieten, danach für Makler im Franchise-Verbund "freizuschalten". Diese Fristen können freilich auch verkürzt werden, erklärte Spiegelfeld. Danach ist jedenfalls die zunächst auch "exklusive" Veröffentlichung in einem – und das ist ebenfalls eine große Neuheit – eigenen Endkundenportal namens Look4immo.at (das noch nicht online ist) beabsichtigt, bevor dann auch andere Immobilienportale bedient werden können. Dass man die "Marktmacht" der etablierten Portale damit beschränken will, ist laut ÖVI-Präsident Georg Flödl immanenter Bestandteil des Vorhabens.

Das Konzept sorgte auf der Veranstaltung von Imabis (wo man übrigens die hauseigene Maklersoftware, die ohnehin von sehr vielen Maklern verwendet wird, ebenfalls gern zu einem Austro-MLS ausbauen würde) für lebhafte Diskussionen. Manche anwesende Makler sahen darin kein MLS, sondern "nur ein weiteres Immobilienportal". Insbesondere die von Spiegelfeld erläuterte "Exklusivfrist" und die Möglichkeit, selbst zu definieren, welchen Maklern man welche Objekte "freischaltet", sorgten dabei für Kopfschütteln; damit sei nämlich erst wieder der einzelne Makler im Fokus, nicht der Kunde, wurde da etwa kritisiert.

Starttermin noch nicht fix

Manche Details sind allerdings auch noch gar nicht ausverhandelt. Eine "Einstellungspflicht" soll es laut Spiegelfeld zwar geben, aber mit Ausnahmen. Flödl sagte beim Maklerdialog, dass auch die Nutzungsbedingungen noch nicht in Stein gemeißelt seien. Für ihn ist auch klar, dass sich das amerikanische MLS nicht eins zu eins auf Österreich übertragen lasse. Dazu seien die Märkte einfach zu unterschiedlich, beispielsweise was die Eigentumsquote betrifft. Mietwohnungsangebote – in Österreich ein großer Teil des Marktes – finden sich in nordamerikanischen MLS etwa gar nicht, so Flödl zum STANDARD.

Wann der "Marktplatz" geöffnet wird, ist noch nicht fixiert. Laut Spiegelfeld peilt man einen Start mit Oktober an, laut ÖVI wird man nach einer halbjährlichen Testphase wohl erst ab 1. Jänner 2019 in den Vollbetrieb gehen können. (Martin Putschögl, 21.4.2018)