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Anhängerinnen Mario Abdos bei einer Wahlkampfveranstaltung in Paraguay.

Foto: REUTERS/Andres Stapff

Wien – Seit Paraguays Diktator Alfredo Stroessner im Februar 1989 gestürzt wurde, hat sich die konservative Colorado-Partei mit einer Unterbrechung von 2008 bis 2012 an der Macht gehalten. Bei den Wahlen am Sonntag ist erstmals fast die Hälfte der Wahlberechtigten jünger als 34 Jahre. Diese Menschen können sich somit nicht an die Zeit der Diktatur erinnern.

Hauptthema im Wahlkampf war die von 92 Prozent der Bevölkerung abgelehnte Verfassungsänderung, mit der sich der derzeitige Präsident Horacio Cartes eine zweite Amtszeit ermöglichen wollte. Aus Protest gegen die Änderung zündeten Demonstranten vor einem Jahr das Parlament in Asunción an.

Colorado-Kandidat Mario Abdo, der sich in der Debatte gegen Präsident Cartes' Pläne gestellt hatte und in den Umfragen weit vorn liegt, hat mittlerweile seine Meinung geändert und kann sich mehrere Amtszeiten zumindest vorstellen. Sein Gegner Efraín Alegre von der links angehauchten "Nationalen Erneuerungsallianz" (Ganar) schlägt vor, die Wiederwahl des Staatsoberhaupts, aber keine aufeinanderfolgenden Amtszeiten zu erlauben.

Chancenloser Yogi

Mit dem Journalisten Leo Rubín, der sich für die Vizepräsidentschaft bewirbt, versucht Alegre die junge Wählerschaft anzusprechen, die sich für Umweltschutz und soziale Themen interessiert. Der Yogi und Vegetarier kommt aus dem linken Lager und wurde im Wahlkampf vom venezolanischen TV-Sender Telesur unterstützt.

Die aktuellste Umfrage des Meinungsforschungsinstituts First Análisis and Estudios sieht allerdings kaum Chancen für den Ganar-Kandidaten: Selbst aus der Zielgruppe der unter 25-Jährigen wollen ihm nur 33 Prozent ihre Stimme geben, 55 Prozent gaben an, den konservativen Kandidaten Abdo wählen zu wollen.

Paraguay, neben Bolivien das einzige lateinamerikanische Land ohne Zugang zum Meer, ist eines der ärmsten Länder des Kontinents und gilt als Schmugglerparadies, das die umliegenden Staaten mit billigem Whisky, Textilien und Elektronik aus Ostasien versorgt. Auch Präsident Cartes soll zumindest einen Teil seines Vermögens mit illegalem Zigarettenexport gemacht haben.

Die Wirtschaft hat zwar die Krise relativ unbeschadet überstanden und wuchs im Gegensatz zu den Nachbarländern. Versuche, nach mittelamerikanischem Vorbild eine Industrie aufzubauen, die aus den reicheren Nachbarstaaten Halbfertigwaren importiert und die fertigen Produkte dann wieder exportiert, hatten bisher wenig Erfolg, weil ausländische Investoren mangels moderner Infrastruktur und auch wegen der grassierenden Korruption ausblieben. Mehr als 26 Prozent der Bevölkerung lebten Ende 2017 in Armut. (bed, 20.4.2018)