Als einstiger Parteifunktionär in Wien-Liesing ist Arnoldner mit der Kanzlerpartei bestens vernetzt.

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Die lange Leine, die Thomas Arnoldner seinen Mitarbeitern als Chef gern lässt, wird er als Generaldirektor der Telekom Austria (TA) wohl eher nicht haben. Denn A1-Telekom, wie die TA in Österreich heißt, gehört dem mexikanischen Telekomimperium América Móvil. Damit ist klar, wer die industrielle Führerschaft bei Österreichs ehemaligem Monopolisten hat – und wer den Ton angibt.

Thomas Arnoldner wird neuer Chef der Telekom Austria. Der 40-jährige ÖVP-nahe Manager folgt auf den bisherigen Vorstandsvorsitzenden Alejandro Plater. Auch im Aufsichtsrat werden die Spitzen ausgetauscht.
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Das operative Geschäft bleibt in der Hand von Alejandro Plater, einem Vertrauensmann des inneren Führungskreises von América Móvil, der als Kostenkiller gilt und dem mäßiges Interesse an der kaum auszumachenden Strategie nachgesagt wird, die Österreichs Politik seit Jahren bei A1 fährt. Viel mehr als üppige Dividendenzahlungen wollten die Finanzminister der vergangenen Jahrzehnte nicht, was am Schluss die Zufuhr frischen Geldes aus Mexiko erforderlich machte.

Um Begehrlichkeiten wie diese zu bedienen und im Idealfall für Rückflüsse bei Regulierung und Breitbandförderung zu sorgen, bekommt die teilstaatliche Telekom nun eine Art Außenminister. Eine wichtige Voraussetzung bringt Ausdauersportler Arnoldner für den Job sicher mit: Der 40-Jährige hat jahrelange Erfahrung im Umgang mit internationalen Konzernen. Erst bei Telekomausrüster Alcatel-Lucent, wo sich der studierte Betriebswirt zum Vorstandschef hinaufarbeitete, dann bei Nokia und zuletzt bei T-Systems Austria, der für das Datengeschäft zuständigen Sparte der Deutschen Telekom.

Fachlich wird Arnoldner also niemand ein X für ein U vormachen können, er kennt das schnelle Telekomgeschäft lang und gut. Und er ist als einstiger Parteifunktionär in Wien-Liesing mit der Kanzlerpartei bestens vernetzt. In der ÖVP Wien arbeitet übrigens auch seine Ehefrau.

Ob das reicht für das Biotop Telekom Austria, das sich dank Mexiko vom Korruptionsskandal erholt und neu aufgestellt hat? Statt 600 Mitarbeiter sind es jetzt 19.000 in sieben osteuropäischen Ländern. Und: In der TA ist noch immer sehr viel mehr Staat als beim Wettbewerb – inklusive 5000 (teure) Beamte, die das Finanzministerium nicht zurückhaben will.

Viel Zeit zum Eingewöhnen wird der Vater zweier Kinder nicht haben: Der Preiskampf mit T-Mobile (samt UPC) und Hutchison ("3") ist scharf wie nie, und die 5G-Frequenzauktion steht an. Die Funkfrequenzen werden Millionen kosten, aber ein Businessmodell für den technischen Fortschritt wird erst gesucht. (Luise Ungerboeck, 20.4.2018)