Salzburg – Bei einem Verschubunfall am Salzburger Hauptbahnhof sind am frühen Freitagmorgen 54 Menschen verletzt worden. Es gab keine Schwerverletzten, sagte ÖBB-Sprecher Robert Mosser Freitagfrüh zum STANDARD.

Allerdings haben sich die Verletzungen bei einer Frau als schwerer herausgestellt, als zunächst vermutet wurde: Sie musste nach Rippenbrüchen und einem Milzriss am Vormittag operiert werden, wie Udo Berger, stellvertretender Ärztlicher Leiter am UKH, zur APA sagte. Das Gros der 54 Verletzten hat das Krankenhaus jedoch bereits wieder verlassen können.

Am Salzburger Hauptbahnhof sind bei einem Verschubunfall zwei Züge zusammengestoßen.
Statt im Schritttempo prallten die Züge mit 25 Stundenkilometern gegeneinander. 54 Menschen wurden verletzt.
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Die Zugkollision in Salzburg ist der einzige Bahnvorfall innerhalb der vergangenen 24 Stunden. In Oberösterreich sind vier Güterwaggons entgleist. Im letzten Halbjahr haben sich in Österreich acht gefährliche Vorfälle ereignet.
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"Alle anderen Patienten, die zu uns gebracht wurden, konnten ambulant behandelt werden", so Berger. Die Ärzte im Spital hätten es dabei vor allem mit Verletzungen wie Rissquetschwunden zu tun gehabt.

54 Leichtverletzte gab es am Freitagmorgen bei einem Verschubunfall.
Foto: APA/FMT / WOLFGANG MOSER

Das Rote Kreuz hatte die Unfallopfer nach dem Unglück zu etwa gleichen Teilen auf das Unfallkrankenhaus und das Uniklinikum Salzburg aufgeteilt. "Wir haben an der Traumatologie aktuell 25 Patienten des Zugunfalls vom Hauptbahnhof behandelt. Darunter waren zum Glück keine Schwerverletzten. Hauptsächlich mussten Kopfverletzungen mit Platzwunden, verschiedene Prellungen und eine Sprunggelenksverletzung versorgt werden", erklärte Jürgen Koehler, der Ärztliche Direktor des Uniklinikums Salzburg, in einem kurzen Pressestatement.

Hotline eingerichtet

In den 13 Schlaf- und Liegewagen sowie Sitzwagons befanden sich rund 240 Fahrgäste, die teilweise noch schliefen. Von den ÖBB wurden zwei Hotlines für Angehörige verletzter Personen eingerichtet. Die Hotline im Landeskrankenhaus ist unter der Nummer 0572550, die Hotline im Unfallkrankenhaus unter der Nummer 05939344000 erreichbar. Man habe den Passagieren bei der Heim- und Weiterreise Unterstützung angeboten und werde mit jedem einzelnen Fahrgast Kontakt aufnehmen, sagte Mosser.

Die Unfallursache ist noch unklar.
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Unglückszüge freigegeben

"Die beiden Personenzüge sind mittlerweile von den Behörden freigegeben worden", sagte ÖBB-Sprecher Robert Mosser gegen Mittag. Die Wagons sollen nun in den nächsten Stunden abtransportiert und die Gleise auf etwaige Schäden kontrolliert werden.

Nach dem Unfall im Zug zurückgebliebenes Reisegepäck wurde von ÖBB-Mitarbeitern aus den Wagons gebracht und für die Verletzten aufbewahrt. "Wir haben jenen Personen, die nach der Behandlung im Krankenhaus wieder zum Bahnhof gekommen sind, auch ein Taxi angeboten." Die unverletzten Fahrgäste wurden nach dem Unfall mit zwei planmäßigen Zügen weiter nach Wien gebracht. Durch den Vorfall kam es im übrigen Zugverkehr zu keinen Einschränkungen. Der Sachschaden sei laut Mosser momentan noch nicht abschätzbar.

Die Verletzten wurden in umliegende Krankenhäuser gebracht.
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Ermittlungen laufen

Beim Anhängen von Kurswagen an den Nightjet 467 von Zürich nach Wien dürfte um 4.46 Uhr eine Verschublok mit Wagons auf den stehenden Zug aufgefahren sein. Eine Rangierlok hätte fahrplanmäßig Wagons des Nachtzugs aus Venedig mit Wagons des Nightjets aus Zürich zusammenhängen sollen. Dabei fuhr der Teil mit der Lokomotive auf die stehenden Wagons auf Bahnsteig 4 auf, sagte ÖBB-Sprecher Mosser. Zum genauen Unfallhergang kann die ÖBB aber noch keine Aussage treffen, es werde nun ermittelt.

Das Landeskriminalamt und die Zugunfallkommission des Verkehrsministeriums untersuchen nun den Unfallhergang; der Verschubleiter wurde schon einvernommen, die Triebwagenführerin befindet sich noch im Krankenhaus, sagte Polizeisprecher Michael Rausch. Insgesamt waren elf Rettungsfahrzeuge, zehn Feuerwehrautos und 40 Personen von freiwilliger und Berufsfeuerwehr im Einsatz.

Betroffen war auch ein Liegewagen des Nachtzugs.
Foto: Stefanie Ruep

Der Unfall ereignete sich am Bahnsteig 4, wo zu dieser Zeit fahrplanmäßig Wagons an den Nightjet angehängt werden. Dieser Bahnsteig ist nun gesperrt, der restliche Verkehr über den Bahnhof Salzburg läuft laut Mosser aber ohne Behinderungen.

Viele Verletzungen durch herunterfallende Gegenstände

"Die Passagiere haben sich richtig verhalten. Es ist keine Panik ausgebrochen, sie haben ruhig und gesittet den Zug verlassen", sagte Rotkreuz-Sprecherin Marie Schulz zum STANDARD. Der Großteil der Fahrgäste dürfte beim Aufprall noch geschlafen haben. Die Verletzungen sollen ersten Informationen zufolge hauptsächlich durch herunterfallende Gegenstände verursacht worden sein.

Sowohl Landeshauptmann Wilfried Haslauer als auch der Salzburger Bürgermeister Harald Preuner (beide ÖVP) haben sich ein Bild von der Lage gemacht und sich bei den Einsatzkräften bedankt.

Güterwagons weggerollt

Zu einem skurrilen Zugunfall bei Verschubarbeiten ist es um vier Uhr morgens auch in Friedburg-Lengau in Oberösterreich gekommen. Vier Güterzugwagons, die mit schweren Papierrollen beladen waren, rollten davon. Sie waren mehr als 30 Kilometer allein ohne Triebwagen unterwegs.

Bei Munderfing versuchten Bahnmitarbeiter die herrenlosen Wagons zu stoppen. Das funktionierte jedoch nicht. Wenige Kilometer vor Braunau entgleisten die Wagons schließlich von selbst. Wie es zu dem Vorfall gekommen ist, war am Freitag noch unklar. Verletzt wurde niemand. Die Mattigtalbahn war am Freitag noch gesperrt. Ein Schienenersatzverkehr wurde eingerichtet. (ruep, seb, 20.4.2017)