Die Armaturen werden bei BMW nun komplett digital.

Foto: BMW

So sieht eine Karte aus, die 24 Stunden lang alle connected-drive-Fahrten in Frankreicvh aufzeichnet.

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Digitalisierung heißt aber auch moderne Werkstückerzeugung. Dieser kleine Schuh gehört zum Dach des i8 Roadster und ist superleicht und trotzdem extrem robust.

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München – Früher war die Welt noch einfach. Die Null, das war der Typ, der nichts auf die Reihe brachte, der Einser war zwar mitunter sehr langweilig, aber er hatte die Nase vorn. Übersetzt aufs Auto war die Geschichte kaum komplizierter. Das Gas war rechts, der Gegner vor einem, wer bremste, der verlor, und Hubraum konnte durch nichts ersetzt werden – außer durch noch mehr Hubraum.

Die Kinder und die Zeit

Das geht und gilt heute alles nicht mehr. Was früher der Hubraum war, ist heute die Summe der Bildschirmdiagonalen. Ein Screen reicht ja nicht mehr. Und weil man an den eigenen Kindern erkennen soll, wie die Zeit vergeht, bringt BMW nun eine neue Display-Designsprache in die Autos.

Der Chromrand um die Rundinstrumente wird zur hellen Klammer, die den interaktiven Bildschirm hinter dem Lenkrad einfasst. Blau ist die dominierende Farbe im Eco-Modus, rot wird alles, wenn man in den Sportmodus wechselt, und auch die Wagenfarbe kann man einbetten.

Richtig lässig wird es aber erst, wenn man sich die Wetter-App auf die eine Seite des Screens holt und eine Grafik vom eigenen Auto auf die andere. Dann braucht man sich nicht erinnern, wie es gerade beim Einsteigen draußen war, oder durch eines der vielen Fenster rausschauen.

Alter Mann und die Zukunft

Doch halt! Das sind Zeilen eines greisen Mannes, der mit der digitalen Welt im Auto nur bedingt ins Reine kommt. Die Digitalisierung hat ja zweifellos ihr Gutes. Nehmen wir das Thema Sicherheit: BMW arbeitet hart daran, autonomen Autos beizubringen, vorauszusehen, was andere Verkehrsteilnehmer demnächst machen werden. Komplexe Sache. Oder dank der Daten, welche vernetzte Autos abschicken können, nachfolgende Fahrzeuge schon Minuten vor einem Problem wissen zu lassen, dass auf der ersten Spur ein Unfall passiert ist, in zwei Kilometern Aquaplaninggefahr besteht oder schlechte Sicht. Also lange, bevor man es selbst erkennt.

Datenverkehr

Es geht also nicht nur darum, wie wir künftig dank 5G-Verbindung in 4K videostreamen, während uns Sicherheitsnachrichten trotzdem erreichen.

Insgesamt schicken heute schon elf Millionen Fahrzeuge Daten an die Server, mit deren Hilfe BMW seine Fahrer mit Infos versorgt – Daimler und Audi sind bei der Gruppe auch dabei.

Der Datenversand über die im Auto eingebaute SIM-Karte endet nicht dabei, dass ESP-Auslösungen weitergeschickt werden, die, wenn sie gehäuft auftreten, auf ein Problem schließen lassen. BMW kann auch auslesen, wie viele Tausend Fahrer heute in der Früh die App zurate zogen, um ihr Auto wiederzufinden, oder wie viele Standheizungen wann eingeschaltet wurden. Natürlich werden die Daten anonymisiert übertragen. Das betont BMW mehrmals.

Gewöhnungseffekte

Gleichzeitig kann durch diese Daten, wenn sie über den persönlichen Account verknüpft sind, etwa die Standheizung an allen Tagen um 7.30 Uhr eingeschalten werden, wenn es draußen weniger als 13 Grad hat, weil der Fahrer das in der Regel immer so macht.

Und ja, man muss seine Daten auch nicht weiterleiten. Dann bekommt man aber auch keine. Und gehen wir davon aus, dass es leichter sein wird, seine eigenen Daten via Smartphone ins System einzuspielen, wenn man noch kein superintelligentes Auto hat, als keine Daten aus einem supergescheiten Auto zu schicken.

Deswegen kann es dann doch sein, dass die Nullen, mit ihren alten analogen Dreiern, irgendwann wie eine Eins dastehen werden. (Guido Gluschitsch, 30.4.2018)