Sie wähne sich im falschen Film, meinte die noch amtierende Vizebürgermeisterin von Innsbruck, Sonja Pitscheider, auf Facebook, wo sie – zwei Tage vor den Wahlen in Innsbruck – ihren Austritt bei den Grünen kundtat. Nun haben schon viele junge wie auch alte Grüne Gründe gefunden, ihrer Partei den Rücken zu kehren. Vielleicht überlegten das auch einige in Salzburg, wo diesen Sonntag der Landtag gewählt wird, angesichts der Trachtenplakate von Astrid Rössler, auf denen "Heimat beschützen" prangt, ohne dass erklärt wird, woher denn Gefahr droht.

Der Grund für Pitscheiders Austritt ist aber bemerkenswert: Dass Grünen-Spitzenkandidat Georg Willi meinte, ein Dach über dem Kopf sei den Leuten wichtiger als das Binnen-I und die Ehe für alle, sei "rechtspopulistisch".

Eines nach dem anderen: Sprache schafft Bewusstsein, und Homosexuelle müssen ausnahmslos dieselben Rechte wie Heterosexuelle haben. Doch auch entschlossene VerfechterInnen einer gendergerechten Sprache und Schwule und Lesben, die 2019 endlich heiraten dürfen, werden wohl das Thema Wohnen angesichts Armut und steigender Mieten als dringlich erkennen. Nicht überall, wo kein großes I draufsteht, ist gleich Rechtspopulismus drinnen.

Es mag Pitscheider geschmerzt haben, als sie Willi im Kampf um den ersten Listenplatz unterlegen war. Doch deshalb auf dem politisch korrekten I-Tüpferl zu reiten, zeugt von genau jener Realitätsferne, mit der man Wahlen verliert. (Colette M. Schmidt, 20.4.2018)