Weiser Schlingel unter Liebesverwirrten: Mihail Sosnovschi gibt den Puck in Jorma Elos Ballett-Interpretation von Shakespeares "Ein Sommernachtstraum" so richtig diabolisch.

Foto: Wiener Staatsballett/Ashley Taylor

Wien – Vorhang auf, und da steht der Puck. Er hält sich ein Buch vors Gesicht, auf dem deutlich zu lesen ist: "Play". Der Choreograf Jorma Elo stellt den Hofnarren des Elfenkönigs Oberon an den Beginn seiner Ballett-Interpretation von Shakespeares Ein Sommernachtstraum. Das Wiener Staatsballett zeigt die getanzte Komödie – Uraufführung war 2010 im Haus am Ring – nach einigen Jahren jetzt wieder an der Volksoper.

Mihail Sosnovschi verkörpert den Puck so richtig diabolisch: als einen weisen Schlingel, der als Spielmacher im Reigen um die Verwirrungen der Liebe dem Schicksal seinen Stempel aufdrückt. Dabei führt er die Narrheit der patriarchalen Ordnung am Athener Hof vor. Dort muss die junge Hermia wählen: Entweder sie heiratet einen Mann nach dem Geschmack ihres Vaters, oder es drohen Tod respektive Kloster.

Hermia wird erstmals von Natascha Mair getanzt, die ihrer Figur die richtige Durchsetzungskraft gibt. Die technisch perfekte 23-Jährige zeigt ihren Charakter überzeugend natürlich und selbstbewusst. Jorma Elo hat sowohl Puck als auch Hermia glaubwürdig ausgearbeitet, ebenso die Amazonenkönigin Hippolyta (eindrucksvoll: Gala Jovanovic) oder Zettel, den Weber (witzig: Gabor Oberegger). Andere betoniert der Choreograf in ihrer Würde ein: aus dem Theseus ist für Kamil Pavelka nicht viel herauszuholen, auch Oberon (Vladimir Shishov) hat kaum Spielräume, sich zu entfalten.

Wer nicht nur den Tanz bewundern, sondern sich auch in Elos Interpretation der Handlung zurechtfinden möchte, sollte den Inhalt des Shakespeare-Stücks kennen. Der 56-jährige Finne, der heute am Boston Ballet beschäftigt ist, hat sich weitgehend an dessen Aufbau gehalten. Die Musik von Mendelssohn Bartholdy spielt das Volksopernorchester unter Andreas Schüller hinreißend. Insgesamt: Aufführung gelungen. (Helmut Ploebst, 23.4.2018)