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Wenn der Laserstrahl auf die Scheiben eines Cockpits trifft, entsteht drinnen extrem grelles Licht, der Pilot wird geblendet. Gerade beim Landeanflug, der meist manuell geflogen wird, ist das das eine äußerst heikle Situation.

Foto: Reuters/Duvignau

Schwechat – Unbekannte Täter haben am Sonntagabend gleich zwei Flugzeuge hintereinander beim Landeanflug auf den Flughafen Wien-Schwechat mit Laserpointern ins Visier genommen. Laut Polizei meldeten kurz vor 21 Uhr eine Austrian-Airlines-Maschine mit 145 Passagieren an Bord und ein Eurowings-Flugzeug mit 135 Fluggästen entsprechende Attacken mit einem grünen Lichtstrahl. Die Piloten konnten trotz der sekundenlangen Blendung wie vorgesehen landen, die Kopiloten informierten den Tower, der wiederum warnte nachkommende Maschinen und alarmierte die Polizei.

Der oder die Täter dürften sich im Raum Gerasdorf im Bezirk Korneuburg aufgehalten haben. Eine Fahndung noch in der Nacht, bei der auch ein Polizeihubschrauber eingesetzt wurde, verlief ergebnislos. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen vorsätzlicher Gefährdung der Sicherheit der Luftfahrt – und darauf stehen bis zu zehn Jahre Haft, auch wenn es sich lediglich um einen Versuch handelt.

Verantwortung für Menschenleben

Die Flugsicherheitsbehörde Austro Control registrierte in den vergangenen Jahren rund 40 Laserpointer-Attacken auf Linienmaschinen. "In anderen Ländern gibt es wesentlich mehr Vorfälle", sagte am Montag Austro-Control-Sprecher Markus Pohanka im Gespräch mit dem STANDARD. Aber jeder Fall sei hochgradig gefährlich: "Das sind keine Bagatellen, da geht es immer um die Verantwortung für Menschenleben."

Häufig sind auch Hubschrauber, die über der Stadt unterwegs sind, betroffen. "Der Lichtstrahl wird an der Scheibe in alle Richtungen gebrochen. Grelles, blendendes Licht erfasst das gesamte Cockpit. Gerade in der Nacht braucht das Sehvermögen eine Weile, bis es sich von dieser Blendung erholt hat", schildert ein Pilot der ÖAMTC-Flugrettung dem STANDARD. Während dieser Zeit könne man Referenzpunkte draußen, die zur Orientierung beim Steuern eines Hubschraubers enorm wichtig seien, aus den Augen verlieren. Auch die Instrumente seien kurzfristig nicht ablesbar. Jede Sekunde Blindflug sei ein großes Risiko, so der Pilot.

Schüler ausgeforscht

In Wien haben es Laserblender auch immer wieder auf Polizeihubschrauber abgesehen. Wenn die Besatzung in der Nacht Restlichtverstärker verwendet, drohen bereits bleibende Sehbeeinträchtigungen, wenn der Laserstrahl direkt auf die Optik der Nachtsichtgeräte trifft.

Wenn Polizeihelikopter auch mit Kameras oder Wärmebildkameras ausgerüstet sind, gelingt es gar nicht so selten, den oder die Übeltäter ausfindig zu machen. Ein 16-jähriger Schüler aus Wien-Döbling staunte im Vorjahr nicht schlecht, als, nur wenige Minuten nachdem er seinen Laserpointer auf einen Polizeihubschrauber gerichtet hatte, die Wega an die Tür seiner Familie klopfte. Der Helikopter, der grade im Zusammenhang mit einem Einbruch in die Villa von Ex-Bundeskanzler Franz Vranitzky unterwegs gewesen war, musste den Einsatz abbrechen. Die Einbrecher konnten entwischen.

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Dieses Zeichen warnt vor Laserstrahlen. Es ist auch auf Geräten in der Unterhaltungselektronik wie etwa auf CD-Laufwerken zu finden.
Foto: Getty Images

Der minderjährige Bursch kam mit einer Diversion davon. Er gab an, sich den starken Laserpointer der Klasse 3 während eines Urlaubes in der Türkei besorgt zu haben. Diese Geräte sind in der EU verboten. Für den Privatgebrauch dürfen nur Laserpointer der Klassen 1 und 2 verkauft werden. Obwohl es auch hier bereits Zweifel daran gibt, ob der sogenannte "natürliche Lidschluss" bei einem Strahl Richtung Auge Verletzungen verhindern kann, wie das "Deutsche Ärzteblatt" im Vorjahr berichtete. Ab Klasse 4 mutiert Laser (Light Amplification by stimulated Emission of Radiation) unter anderem zum Skalpell. (Michael Simoner, 23.4.2018)