Österreich gilt wieder als Mobilfunk-Paradies. Wenn man sich darum kümmert, kann man günstig im Netz surfen und telefonieren.

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Telefonieren und Surfen im Netz ist in Österreich so billig, wie seit Jahren nicht mehr. Der Grund: Mobilfunk-Diskonter liefern sich seit einigen Wochen eine regelrechte Preisschlacht, um an Kunden zu kommen. Insbesondere Spusu und Yesss locken derzeit mit vergleichsweise günstigen Preisen. So bietet etwa der Anbieter Spusu 500 Minuten und 500 SMS, 4,1 GB Datenvolumen (bis zu 300 Mbit/s) und 500 MB EU-Roaming um 7,45 Euro an. Bei Yesss, der Billigmarke von A1, gibt es 1.100 Minuten/SMS, 4 GB (mit bis zu 50 Mbit/s), davon 2,2 GB EU-weit gültig, um 7,80 Euro. Weitere Tarife liefern die Vergleichsportale durchblicker.at, Tarife.at oder die AK.

Preiserhöhungen der großen Anbieter

Zusätzlich drängen neue Mobilfunker auf den Markt, die den Wettbewerb verschärfen. Sie können neue Kunden gewinnen, indem sie auf Verdrängung setzen. Am kommenden Mittwoch geht "Tutti Frutti Mobil" als 41. Mobilfunkmarke an den Start und seit rund zwei Wochen bietet auch der Kaffeeröster Tchibo eigene Tarife an. Befeuert wird der Wettbewerb dadurch, dass die drei großen Handynetzbetreiber A1, T-Mobile und "3" in den letzten Wochen die Preise für Bestandskunden erhöhten.

Wenn man sich darum kümmert, ist es möglich, vergleichsweise günstig zu telefonieren oder im Netz zu surfen. Laut der Telekombehörde RTR sind die Mobilfunkpreise in den letzten vier Jahren um über 26 Prozent gefallen. Das ist zweifelsfrei ein Verdienst des Diskonters Hot, der seit 2015 den Markt aufmischt und seither, laut eigenen Angaben, über 775.000 Kunden gewonnen hat und andere Anbieter animiert hat, ebenfalls auf Mobilfunk zu setzen.

Neue Anbieter

Neben den großen Handynetzbetreibern sind in den letzten drei Jahren zahlreiche virtuelle Anbieter an den Start gegangen. Als virtueller Mobilfunker mietet man sich in ein bestehendes Handynetz ein und erspart sich so den Erwerb notwendiger Mobilfunkfrequenzen sowie den Aufbau eigener Masten samt dazugehöriger Infrastruktur. Selbst muss man sich nur um Verrechnung, Technik, Marketing und Vertrieb kümmern.

Schuld ist die EU

Virtuelle Mobilfunker sind ein Nebenprodukt der Übernahme des Mobilfunkers Orange durch den Netzbetreiber "3". Die EU-Wettbewerbshüter haben "3" im Gegenzug für den Deal vorgeschrieben, sein Netz zu günstigen Bedingungen an Quereinsteiger zu vermieten. Seither vermieten auch die beiden anderen Anbieter ihre Infrastruktur. Der bekannteste virtuelle Anbieter ist Ventocom, dem Unternehmen hinter Hot.

Branded Reseller

Dazu kommen Branded Reseller. Diese treten als Verkäufer eines etablierten Players in Erscheinung, mit eigener Marke und der Möglichkeit, zusätzliche Angebote an die Kundschaft zu bringen. Um die Werbung muss man sich selbst kümmern. Der soziale Mobilfunker Goood, tritt seit einigen Wochen als Branded Reseller auf. Besonders viele Branded Reseller nutzen das Netz von A1, während "3" und T-Mobile ihre Netz mehrheitlich an virtuelle Mobilfunker untervermieten.

Marktbeobachter gehen davon aus, dass in den kommenden Jahren einige der Newcomer wieder verschwinden werden, da sie dem enormen Wettbewerb nicht gewachsen sind, und sich bei der Kundengewinnung schwer tun. (sum, 23.4. 2018)