Journalist und Filmmacher Kurt Langbein zeigt in seinem neuen Film Projekte, Initiativen und Firmen, die versuchen, fair und ökologisch zu arbeiten.

Foto: C. Roth, © Langbein & Partner Media

Dazu gehört etwa Laura Gerritsen von Fairphone. Die niederländische Firma arbeitet seit 2013 an einer Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen in den Ländern, in denen die Rohstoffe gewonnen werden.

Foto: C. Roth, © Langbein & Partner Media

"Konfliktfreie Rohstoffe" sollen garantieren, dass das Geld nicht an Rebellengruppen fließt.

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Optimistisches Zukunftsszenario anstatt düsterer Dystopie: Kurt Langbein gibt in seinem neuen Film "Zeit für Utopien" – anders als viele kritische Filme zu Umweltthemen – eine vorsichtig optimistische Antwort auf aktuelle ökologische und soziale Probleme. Er zeigt Menschen, Initiativen und Unternehmen, die sozial und ökologisch verträglich arbeiten wollen. "Ich wollte etwas Positives entgegensetzen", sagt er im Gespräch mit dem STANDARD.

Der Dokumentarfilmer und Autor hat sich in seinen Arbeiten schon öfter mit der Ausbeutung von Mensch und Natur beschäftigt. Am Ende ging es immer um die Frage: Gibt es Alternativen zum Kapitalismus? Ja, gibt es, bekräftigt er im Rahmen einer Reise rund um den Globus.

Weder weltfremd noch perfekt

Langbein hat nachhaltig arbeitende Fischer in Südkorea besucht, eine autofreie Siedlung mitten in Zürich und die südkoreanische Genossenschaft "Hansalim", die eineinhalb Millionen Menschen mit regionalem und biologisch erzeugtem Gemüse versorgt. Auch eine Teefabrik, die in Selbstverwaltung gewinnbringend produziert, seit sie von einem Großkonzern unabhängig wurde, zeichnet ein positives Bild von Veränderung. "Der Film soll zeigen, dass schon heute eine Weltwirtschaft ohne Gier und übermütige Umweltzerstörung möglich ist", sagt Langbein.

Die Modelle, die im Film vorgestellt werden, sind keinesfalls weltfremd, aber auch nicht perfekt. Dem Lernen aus dem Überwinden von Hürden und Schwierigkeiten wird Raum gegeben. Denn "viel hängt davon ab, selbst Dinge in die Hand zu nehmen und nicht nur auf die Politik zu warten", sagt Langbein.

Auch die niederländische Firma Fairphone arbeitet mit dem Prinzip, durch Erfahrungen ihr Produkt zu verbessern. Zurzeit sei es noch nicht möglich, ein Smartphone komplett aus fairen Bestandteilen herzustellen, sagt Laura Gerritsen, die bei Fairphone für den Bereich der Wertschöpfungskette zuständig ist.

Einkommen für Menschen vor Ort statt Krieger

Zentral bei der Gründung 2013 sei gewesen, ökologische und soziale Werte an erste Stelle zu setzen. Das bedeutet, dass "konfliktfreie Rohstoffe" bezogen werden, also Metalle aus geprüften Mienen in armen Gebieten, die nicht in die Finanzierung von Bürgerkriegen verwickelt sind. "Wir wollen sicherstellen, dass das Einkommen an die Menschen vor Ort geht und nicht an Rebellengruppen", sagt Gerritsen dem STANDARD.

"Ein Smartphone besteht aus tausenden Komponenten aus vielen verschiedenen Ländern. Es gibt Millionen Details, die verbessert werden können", sagt Langbein über das schwierige Unterfangen. Er begleitete Gerritsen für den Film bei einem Kontrollbesuch in einer Kobaltmine im Kongo.

Fairphone arbeitet nicht nur an Verbesserungen beim Bezug der Rohstoffe, sondern auch in den Bereichen Produktion und Design. Durch Zusammenarbeit mit den Auftraggebern sollen faire Produktionsbedingungen in den Firmen gesichert werden.

Nicht zuletzt soll das Fairphone-Design eine längere Haltbarkeit garantieren. Es kostet momentan 529 Euro, die einzelnen Kostenpunkte werden auf der Website ausgeschildert und erklärt. 150.000 Fairphones wurden bislang verkauft. "Wir sind noch ein Nischenprodukt und hoffen, dass wir mit höheren Volumen konkurrenzfähiger werden", sagt Gerritsen.

Sinnstiftend konsumieren

Der ökologische Fußabdruck ist in vier Bereichen am größten, sagt Langbein: bei Lebensmitteln, Wohnen, Konsum und Verkehr. Für die ersten drei Bereiche zeigt er im Film nun, dass der Konsument nicht völlig machtlos ist. "Es kann sehr sinnstiftend sein, wenn man weiß, dass Güter fair produziert wurden", sagt er. (july, 23.4.2018)