Hätte man nicht gewusst, dass am Sonntag Wahltag in Salzburg war, man hätte die Szene, die nachts in der "ZiB 2 spezial" zu sehen war, nicht als Wahlparty erkannt. Ein Mann beantwortete in einem Lokal völlig unaufgeregt Fragen. Wilfried Haslauer nämlich, der alte und neue Landeshauptmann von Salzburg, der sachlich und inhaltlich nicht ausweichend ein Gespräch mit Lou Lorenz-Dittlbacher führte.

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Ein Abend, ein Ergebnis

Unaufgeregt auch die Menschen im Hintergrund. Während der Chef ein TV-Interview gab, blieb man entspannt weiterplaudernd am Tisch sitzen, stehend der Kamera den Rücken zugewandt, SMS schreibend oder noch ein Bier von der Bar holend. Keine johlenden Parteifreunde, keine Taferln, die lustig in die Höhe gehalten wurden oder traurig auf den Schoß sanken. Einfach ein Abend mit einem Ergebnis. Ein Ergebnis, das Haslauer nicht arrogant werden ließ. Er wolle nicht "im Zuge eines Wahlabends mit all seinen Emotionalitäten aus der Hüfte geschossen irgendwelche Ansagen machen", meinte Haslauer. Die von den Wählern halbierten Grünen verteidigte er: Immerhin hätten sie "das zweitbeste Ergebnis in der Geschichte" erreicht. Ein Satz, den man in ähnlicher Form schon an zig Wahlabenden hören konnte, wenn es galt, Verluste zu relativieren – allerdings meist von Funktionären, die über die eigene Partei sprachen.

Kein Slim-Fit

Stimmt schon: Er hatte den Slim-Fit-Anzug im Schrank gelassen. Es gibt sogar Gerüchte, wonach er keinen habe. Modisch mag das nicht viel her machen. Aber dass man einem Politiker glaubt, wenn er sagt: "Ich hab ein fertiges Arbeits programm in der Aktentasche", und die Tasche tatsächlich neben ihm unter dem Tisch vermutet, ist selten. (Colette M. Schmidt, 23.4.2018)