Bild nicht mehr verfügbar.

Der damalige Bundespräsident Heinz Fischer bei einem Treffen mit dem Präsidenten Aserbaidschans, Ilham Alijew. Damals hoffte man auf einen boomenden Markt.

Foto: AP/Ronald Zak

Wien/Baku – Beinahe als Zwillingsbruder könnte Aserbaidschan durchgehen: Das Land ist mit seinen 86.000 Quadratkilometern Fläche und 9,6 Millionen Einwohnern Österreich zum Verwechseln ähnlich. Aber nicht nur äußerlich gibt es Verbindungen, auch aus wirtschaftlicher Sicht fühlt man sich angezogen. Besonderes Interesse weckt der Öl- und Gasreichtum Aserbaidschans. Immerhin gehört das Land neben Kasachstan zu den wichtigsten Öllieferanten Österreichs.

Ein Umstand, der vor einigen Jahren auch die OMV auf den Plan rief: Diese bemühte sich darum, Verträge über langfristige Gaslieferungen zu schließen, um die geplante Pipeline Nabucco auszulasten. Mit dem Erdgasgeschäft aus Aserbaidschan sollte damals die steigende Nachfrage in Europa abgedeckt werden.

Skigebiet im Norden

Aserbaidschan wurde als dermaßen boomender Markt gesehen, dass sich zur Unterstützung eine Handelskammer gründete, die sogenannte Ataz, welche die Interessen einiger österreichischer Unternehmen in Aserbaidschan vertreten soll. "Wir stellen Delegationen zusammen und organisieren Events, auf denen Themen und Produkte platziert werden", sagt der Präsident der Handelskammer, Gerald Gerstbauer.

Mitglieder sind unter anderem Liebherr, Siemens und das Architektenbüro Coop Himmelb(l)au. Letzteres plante zum Beispiel den zweitürmigen Neubau der aserbaidschanischen Zentralbank. Und auch die Vorarlberger Firma Doppelmayr lieferte bereits neun Seilbahnanlagen für ein Skigebiet in Shahdag im Nordosten des Landes.

Bauten für den Präsidenten

Besondere Prunkbauten für den autoritären Präsidenten Ilham Alijew und dessen Gattin Mehriban Alijewa ließ man sich ebenfalls nicht entgehen: An der Planung eines speziellen 40 Millionen Euro schweren Teppichmuseums waren unter anderem das Wiener Architektenbüro Hoffmann-Janz ZT beteiligt. Insgesamt 14 Unternehmen sind in Aserbaidschan vertreten.

"Die Handelsbeziehungen mit Aserbaidschan sind von starkem Auf und Ab geprägt, je nachdem, welche Projekte anstehen", sagt der Regionalmanager für Osteuropa und Zentralasien bei der Wirtschaftskammer, Michael Angerer. Besonders seit der Ölkrise vor drei Jahren und dem darauffolgenden Preisverfall haben sich die Erwartungen aber gedämpft und sich die Infrastruktur nicht mehr so stark weiterentwickelt.

Das Land bleibe allerdings ein strategisch wichtiger Standort zwischen Russland und der Türkei, so Angerer. Und in Zukunft ließen sich im Zuge der von China geplanten Neuen Seidenstraße auch in Aserbaidschan neue Aufträge für Österreich abholen.

Menschenrechtsverletzungen kritisiert

Von den oftmals von NGOs kritisierten Menschenrechtsverletzungen durch Alijew spricht man bei den Kammern weniger gern. "Länder, die dem Idealbild von Demokratie entsprechen, findet man wenige. Österreich kann deshalb nicht einfach danebenstehen", sagt der Wiener Anwalt Gabriel Lansky, der auch in Aserbaidschan aktiv war.

Und Angerer drückt es so aus: "Unsere Unternehmen haben hoffentlich Geschäftspartner, die sich korrekt verhalten." (Jakob Pallinger, 24.4.2018)