Der Wiener SPÖ-Klubobmann Christian Oxonitsch zieht sich aus seiner Funktion zurück.

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Das Team Häupl (im Bild nach der Wien-Wahl 2015) verblasst langsam: Andreas Mailath-Pokorny, Sandra Frauenberger, Sonja Wehsely und Christian Oxonitsch (in Grau von rechts nach links) gehören der neuen Riege von Michael Ludwig (links) definitiv nicht an. Renate Brauner (vorn) und Landtagspräsident Harry Kopietz (ganz hinten) blicken einer unsicheren Zukunft entgegen. Ulli Sima (Zweite von rechs) kann noch hoffen.

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Wien – Christian Oxonitsch war dann doch überrascht, dass es nur elf Minuten gedauert hat. Am Dienstag kündigte der Klubchef der Wiener SPÖ den Klubmitgliedern per E-Mail seinen Rücktritt an. Nur elf Minuten später wurde bereits in Onlinemedien darüber berichtet. Das gibt auch Einblicke in den Zustand der Wiener SPÖ, wie dort derzeit Vertraulichkeit gehandhabt wird. Jene Genossen, die dem inneren Kreis rund um Noch-Stadtchef Michael Häupl angehören, haben keinen leichten Stand.

Für Oxonitsch war "absehbar, dass es ein neues Team geben wird", sagte er dem STANDARD. Er sei deshalb der Meinung, dass auch jemand Neues die Funktion des Klubchefs übernehmen solle. Mit Häupls Nachfolger Michael Ludwig habe seine Entscheidung nichts zu tun, sagte Oxonitsch. "Es gab auch kein Gespräch mit Ludwig."

Oxonitsch galt im Richtungsstreit der Wiener Partei als Unterstützer von Andreas Schieder, auch wenn sich der scheidende Klubchef offiziell nie dezidiert für Ludwigs Konkurrenten ausgesprochen hatte. Oxonitsch wird aber dem linken Flügel der Partei zugerechnet.

Linker Flügel muss Federn lassen

Und dieser musste zuletzt ordentlich Federn lassen. Die Stadträte Sandra Frauenberger und Andreas Mailath-Pokorny hatten schon vor Oxonitsch ihre Rücktritte mit 24. Mai angekündigt – und kamen damit möglichen Nichtberücksichtigungen im neuen Team Ludwig zuvor. Im Vorjahr zog sich zudem die damalige Stadträtin Sonja Wehsely zurück. Das langjährige Team von Häupl zerbröselt.

Der scheidende Stadtchef, der seine Agenden am 24. Mai übergibt, zeigte sich darüber nicht sonderlich konsterniert: "Es ist völlig normal, dass ein neuer Bürgermeister sich auch ein neues Team sucht", sagte Häupl im Gespräch mit dem STANDARD. "Ich habe aus dem Team von Helmut Zilk auch nur Rudolf Edlinger und Sepp Rieder übernommen." Häupl wurde 1994 zum Bürgermeister gewählt. Was damals gegolten habe, gelte auch diesmal: "Neiche Gsichter, neiche Leit, pfiat di Gott, du alte Zeit. Das ist so und ist auch völlig normal."

Häupl rechnet mit weiteren Abgängen

Häupl rechnet zudem, ohne näher darauf eingehen zu wollen, mit weiteren Abgängen. Dass die Finanzstadträtin und langjährige Häupl-Vertraute Renate Brauner bei Ludwig nicht gerade einen Stein im Brett hat, ist aber ein offenes Geheimnis. Auch sie dürfte dem neuen Team nicht angehören. Ein Rücktritt Brauners zeichnete sich bis dato aber nicht ab.

Eine offene Personalie ist Landtagspräsident Harry Kopietz, der bislang aber ebenfalls keine Anzeichen machte, freiwillig gehen zu wollen.

Durch die neuen Entwicklungen werden neben Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky mittlerweile auch wieder Ulli Sima gute Chancen zugerechnet, der neuen Stadtregierung anzugehören. Sima hielt sich offiziell im parteiinternen Richtungsstreit geschickt im Hintergrund. Am Montag oblag es ihr, Details zum Alkoholverbot am Praterstern zu präsentieren. Das Projekt selbst hatte zuvor Ludwig vorgestellt.

Oxonitsch bleibt Gemeinderat

Als Nachfolger von Oxonitsch an der Spitze des SPÖ-Klubs ist Gemeinderat Marcus Schober im Gespräch. Die Wahl erfolgt jedenfalls im Mai in der Klubvollversammlung. Oxonitsch leitete den Klub bereits zwischen 2001 und 2009, ehe er zum Bildungsstadtrat aufstieg. Nach den Verlusten bei der Wien-Wahl 2015 kehrte er wieder an die Spitze des Klubs zurück. Oxonitsch bleibt als Mandatar im Wiener Gemeinderat.