Foto: Getty Images/iStockphoto/unpict
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Pro
von Christoph Prantner

Es mag ja viel geben, was nicht in die Tüte kommt. Was das Stanitzel betrifft, muss ein experimentierfreudiges Schleckermäulchen aber sagen: Anything goes! Und zwar wirklich anything. Ob Zitrone-Kokos, Haferflocke-Zimt, Basilikum oder Heidelbeer-Lavendel ist eigentlich einerlei – Hauptsache, es ist mit original finnischem Birkenzucker oder Bio-Agavendicksaft gesüßt, damit alles total korrekt ist und der fidele Veganer über dem Lutschen nicht unversehens nachdenklich oder sogar betrübt wird.

Am anderen Ende des nach unten offenen Schleckerspektrums geht aber natürlich auch Gummibärchen-Schoko, Knoblauch, Chickenwings, Branntwein und Sardinen, Blauschimmelkäse und selbstverständlich Bacon. Kalorien hat das Zeug ja jedenfalls, Geschmacksdiskriminierung in der Gelateria macht auch deswegen keinen Sinn.

Damit wären wir beim Kern der Sache: Die Freiheit, sie stellt sich oft als Traum vom warmen Eislutscher heraus. Ausnahmeort: die Eisdiele. Dort gibt es sie in jeder Geschmacksrichtung. Nur die Zahl der Kugeln ist begrenzt.

Kontra
von Siegfried Lützow

Erdbeer, Schoko, Vanille und vielleicht zu Mariä Himmelfahrt, also alle heiligen Zeiten einmal, auch noch Haselnuss, Pistazie, Banane oder Zitrone – anderes sollte gar nicht erst ins Stanitzel kommen. Vor lauter guten Ideen, was noch verquirlt, gefärbt und gefroren werden könnte, um die überspannte und -sättigte Klientel an die Budel zu bringen, missraten die hergebrachten Sorten oft völlig.

Versuchen Sie heute noch ein ordentliches Schokoeis zu bekommen, ohne dass für den Griff in die Extralade ein Kleinkredit fällig wäre. Oder ein Erdbeer, das seinen Namen auch verdient und nicht als rosa Zuckerobersmatsch die Waffel runterrinnt. Was dem Vanille seit Jahr und Tag angetan wird, spottet jeder Beschreibung.

Echte Innovationen gibt es ohnehin nicht. Da wird lieber ein blauer Milchmatsch als Viagra verkauft, als endlich ein ordentliches Schweinsbraten mit Knödel zu entwickeln oder ein Wiener mit Gurkensalat. Zugegeben, das mit der Konsistenz ist ein Problem, aber ein satisfaktionsfähiges Hirn mit Ei müsste doch leicht zu machen sein. (RONDO, 27.4.2018)