Der Tiroler AK-Chef Erwin Zangerl hält mit seiner Meinung nicht hinterm Berg.

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Molterer war der falsche Mann, Mitterlehner undemokratisch, jetzt ist Kurz dran: Erwin Zangerl, der schwarze Tiroler Arbeiterkammer-Präsident, hat noch jedem seiner Parteichefs unverblümt die Meinung gesagt. Doch so hart wie Sebastian Kurz wurde von Zangerl noch keiner angegriffen.

"Türkise Unsoziale" nennt er die Kurz-Fraktion; je weiter im Osten Österreichs beheimatet, desto unsozialer seien sie. "Ob AMS, AUVA, Kammern oder Sozialversicherungen: Das ist Politik der miesesten Art", schreibt Zangerl in seinem Blog gemeinsam mit dem Vorarlberger Arbeiterkammer-Präsidenten Hubert Hämmerle. Die beiden ÖVP-Kammerfunktionäre befürchten "weitere Scheußlichkeiten gegen andere der Regierung missliebige Einrichtungen". Die Regierung betreibe "Sozialabbau". Dagegen wird nun gekämpft, verbal via Medien, aber auch mit ersten Betriebsversammlungen in den Krankenkassen.

Zangerl, im Jänner 60 Jahre alt geworden, ist seit 40 Jahren Personalvertreter. Geradlinig, ein harter, aber auch kompromissbereiter Kämpfer, besorgt um die Zukunft der Kinder, so beschreibt sich der Vater einer 14-Jährigen selbst. Seine Tätigkeit bei der Post, die er nach der Hauptschule in Zirl begann, sei eine Schule fürs Leben gewesen. Schon mit 20 wurde der junge Postbedienstete Personalvertreter. Seine Devise damals wie heute: Es geht um Gerechtigkeit für alle.

Zangerl blieb der Post als Personalvertreter und Gewerkschaftsobmann drei Jahrzehnte lang treu. 2008 löste er seinen politischen Mentor Fritz Dinkhauser als AK-Präsident ab. Dinkhauser spaltete die ÖVP und zog 2008 erfolgreich mit seiner eigenen Liste in den Landtag ein.

Parteiinterner Kritiker

Zangerl, mittlerweile auch einer von vier Vizepräsidenten der Bundesarbeitskammer, kann sich die parteiinterne Kritik leisten. Seine Fraktion sitzt mit 64 Prozent und 47 Mandaten gut gepolstert in der AK-Vollversammlung. Der Ehrenmajor der Schützen verschont auch Landsleute, die die AUVA-Pläne der Regierung verteidigen, nicht. Ihre Aussagen seien von der Parteizentrale bestellt, sie würden Menschen Sand in die Augen streuen, rügt er Nationalratsabgeordnete wie etwa den Tiroler Wirtschaftsbundchef Franz Hörl.

Dieser wiederum diagnostiziert bei Zangerl die "Angst eines ausgedienten Apparatschiks". Der AK-Funktionär fürchte bloß um Macht, Funktionen und Posten in Kammer und Kassen. So klingt Tiroler Parteifreundschaft. (Jutta Berger, 25.5.2019)