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Wien – Der neue Publikumsrat des ORF ist komplett. 17 Mitglieder entsendet die Regierung auf Basis der Vorschläge von Interessensvertretungen, 13 Räte kommen direkt von Organisationen wie Kammern und Kirche sowie den Parlamentsparteien. Die der APA vorliegende Liste wartet mit einigen alten Bekannten, naturgemäß weit weniger SPÖ-Vertretern und dem Schwiegersohn von FPÖ-Stiftungsrat Norbert Steger auf.

Dessen mögliche Bestellung hatte bereits im Vorfeld für Rumoren gesorgt. Schließlich entsendet der Publikumsrat auch sechs Mitglieder in den Stiftungsrat, das oberste Aufsichtsgremium des ORF. Ist Christoph Erler, als Vertreter des Wiener FPÖ-Mieterschutzrings im Vertretungsbereich "Konsumenten", einer von ihnen, könnte er Steger mit seiner Stimme zum Vorsitz des Stiftungsrats verhelfen. Nach Stegers jüngsten Aussagen zu den ORF-Korrespondenten hatte es zwar Stimmen gegeben, die ihn dafür als nicht geeignet befanden. Zuletzt war aber wieder zu hören, dass seine Wahl zum Stiftungsrat-Chef ausgedealt sei.

In den Publikumsrat zurück kehrt der Genetiker Markus Hengstschläger, der schon bis 2010 im Gremium saß. Er nimmt den Vertretungsbereich Hochschulen wahr. Mit dem ÖAMTC-Bereichsleiter für Konsumentenschutz und Interessensvertretung Bernhard Wiesinger wird der Bereich Kraftfahrer neu besetzt. Den Bereich Behinderte Menschen vertritt der mit Paralympic-Gold gekrönte Walter Ablinger.

Neu im Publikumsrat ist auch Gerhard Heilingbrunner, der als Präsident des Kuratorium Wald den Umweltschutz vertritt. Er hatte gegen die Direktwahl im Jahr 2010 Beschwerde beim Verfassungsgerichtshof (VfGH) eingelegt, das Höchstgericht kippte 2011 die Faxwahl.

Auf Rot folgt Blau

FPÖ statt SPÖ heißt es nicht nur im Vertretungsbereich Konsumenten. Auch in Bereichen wie Sport (Österreichischer Turnerbund), Ältere Menschen (Seniorenring) oder Familie (Freiheitlicher Familienverband) hat die Vizekanzlerpartei nun Mitglieder.

Der Generalsekretär des SPÖ-nahen Pensionistenverbandes (PVÖ) Andreas Wolmuth kritisierte gegenüber dem STANDARD, dass der PVÖ als "als größte Pensionistenorganisation mit der größten Legitimation einfach negiert wurde." Der Verband hatte wieder PVÖ-Konsumentenschutz-Sprecher Harald Glatz für den Publikumsrat nominiert. Glatz war bereits in den 2000er-Jahren im Publikumsrat, später im Stiftungsrat und folgte im Mai 2017 auf den verstorbenen Beppo Mauhart im Publikumsrat nach.

Wie schon gehabt einen Sitz im Publikumsrat haben unter anderem Petra Stolba (Österreich Werbung), Willi Mernyi (ÖGB), Rupert Haberson (Wirtschaftskammer), Daniela Zimmer (Arbeiterkammer) und Matthias Karmasin (Akademie der Wissenschaften). Herbert Beiglböck vertritt die Katholische Kirche, die via Katholischer Jugend auch für die Jugend spricht (Sophie Matkovits). Die Schüler-Vertreterin Elisabeth Kern kommt aus der Landjugend.

Publikumsrats-Urgestein ist Andreas Kratschmar, von der Politischen Akademie der ÖVP entsandt. Das FPÖ-Bildungsinstitut vertritt weiterhin Barbara Nepp, Siegfried Meryn wie gehabt das SPÖ-Rennerinstitut. Die NEOS entsenden wie angekündigt Ernst Leo Marboe, die Liste Pilz wartet mit Literat Walter Famler (Alte Schmiede, "Wespennest") auf.

Frauenanteil leicht gesunken

Neun der 30 Publikumsräte sind Frauen, das entspricht einem Frauenanteil von 30 Prozent. Im alten Rat saßen zehn Frauen – aber insgesamt 31 Personen, was einem Anteil von 32 Prozent entspricht. Bei der Konstituierung des letzten Publikumsrates gab es nämlich noch sechs Parlamentsparteien und damit sechs Parteiakademien, die jeweils ein Mitglied entsenden dürfen.

Der Publikumsrat konstituiert sich kommende Woche am Donnerstag (3. Mai) neu. Der Stiftungsrat ist dann am 17. Mai mit der ersten Sitzung seiner neuen Funktionsperiode dran. (APA, red, 26.4.2018).