Die auf Einkommen zu leistenden Abgaben sind nur in vier OECD-Ländern höher als in Österreich.

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Die größte Steuerreform der Geschichte, wie die alte Regierung nicht müde wurde zu betonen, hat den Österreichern eine kräftige Entlastung gebracht. Im internationalen Vergleich ging die Belastung der Löhne und Gehälter durch Steuern und Sozialbeiträge 2016 deutlich zurück. Doch 2017 setzte schon wieder der Umkehrtrend ein, geht aus der am Donnerstag veröffentlichen Studie der Industriestaatenorganisation OECD hervor.

Österreich kletterte im Vorjahr im Ranking der Industriestaaten mit den höchsten lohnabhängigen Abgaben vom sechsten auf den fünften Platz und überholte damit Ungarn, das eine deutliche Entlastung durchführte. Belgien, Deutschland, Italien und Frankreich zwacken noch mehr von den Gehältern ab als Österreich.

Kalte Progression schlägt zu

Das ist umso bemerkenswerter, als die Beiträge zum Familienlastenausgleichsfonds (Flaf) im Vorjahr reduziert wurden. Doch die Entlastung wurde durch den Anstieg der Lohnsteuern überkompensiert. Gemessen an den gesamten Arbeitskosten eines Beschäftigten mit Durchschnittslohn gehen 47,4 Prozent an Steuern und Abgaben an die öffentliche Hand. Zum Vergleich: Der Durchschnitt in den 35 OECD-Staaten liegt bei 35,9 Prozent. Belgien liegt mit 53,7 Prozent einsam an der Spitze, Chile mit sieben Prozent und riesigem Abstand am unteren Ende.

Auffällig ist in Österreich die Struktur der Abzüge: Bei der durchschnittlichen Steuerbelastung liegt das Land mit elf Prozent der mittleren Arbeitskosten (66.000 Euro) sogar unter dem OECD-Durchschnitt. Bei den Sozialbeiträgen, die mehr als 36 Prozent der Arbeitskosten ausmachen, übersteigt Österreich den Wert der Industriestaaten um mehr als die Hälfte.

Kinder senken Belastung

Die OECD hat auch zahlreiche Beispiele errechnet, wie die Abgabenbelastung nach Einkommen und Kindern variiert. Bei einer Familie mit zwei Kindern und einem Verdiener mit durchschnittlichem Einkommen sinkt die Belastung gegenüber einem Single von den genannten 47,4 auf 37 Prozent, was aber nichts daran ändert, dass Österreich auch hier im Spitzenfeld liegt. Der OECD-Durchschnitt bei diesem Familienbeispiel beträgt 26,1 Prozent.

Verdienen beide Eltern von zwei Kindern (ein Teil durchschnittlich, ein Teil zwei Drittel des Durchschnitts), steigt die Belastung auf 40 Prozent. Die Daten zeigen auch, dass die Progression in Österreich nicht allzu stark ausgeprägt ist, wofür der Einheitstarif der Sozialversicherung verantwortlich zeichnet, deren Beiträge noch dazu gedeckelt sind. Die Belastung eines Spitzenverdieners (zwei Drittel mehr als der Durchschnitt) liegt bei 50,8 Prozent, wer nur auf zwei Drittel des Mittelwerts kommt, dem werden 43,1 Prozent abgezogen. Letzterer Fall sieht grundlegend anders aus, wenn der Single zwei Kinder hat: Dann sinkt die Belastung auf 27,7 Prozent. (Michael Matzenberger, Andreas Schnauder, 26.4.2018)