Wien – Es ist ein Teufelskreis: Die bei einer Chemotherapie verabreichten Medikamente hemmen nicht nur das Wachstum von Krebszellen, sondern wirken auch auf gesunde Zellen – etwa in der Mundschleimhaut. "Ist die Mundschleimhaut geschädigt, verliert sie ihre Barrierefunktion. Patienten sind dann leichter anfällig für Infektionen", erklärt Leopold Öhler, Leiter der Onkologie im St. Josef Krankenhaus und dem Krankenhaus Barmherzige Schwestern in Wien.

Beginnt es im Mund dann auch noch zu schmerzen, haben die Betroffenen meist weniger Appetit und damit ein erhöhtes Risiko für Mangelernährung. Auch das sollte bei einer Krebstherapie möglichst vermieden werden, um den Erfolg der Behandlung nicht zu gefährden. Deshalb wurde nun in den beiden Spitälern ein "Mundpflegepass" und ein Mundpflegeset für Krebspatienten entwickelt. Damit sollen Wunden und Infektionen im Rachenraum vermieden werden.

Mund und Rachen pflegen

Typische Symptome einer Mundschleimhautinfektion sind etwa trockene oder rissige Lippen, eine belegte Zunge mit Bläschen, geschwollenes Zahnfleisch, Schmerzen beim Schlucken und eine heisere Stimme. "Wichtig ist, dass die Patienten den Mund jeden Tag inspizieren, vor allem dann, wenn sie Veränderungen spüren", sagt Indira Holub, Pflegeexpertin im St. Josef Krankenhaus.

Der Mundpflegepass soll helfen, den Zustand der Mundschleimhaut, die Maßnahmen zur Mundpflege oder auch die Ernährung zu dokumentieren. "Nicht nur die Patienten, sondern auch die Pflegepersonen erhalten damit ein gutes Bild, wo noch Pflege- oder Schulungsbedarf besteht", erklärt Indira Holub. So ist es beispielsweise auch bei offenen Stellen oder schmerzender Mundschleimhaut wichtig, sie weiterhin mit Tupfern oder Schwämmen zu pflegen und sie möglichst benetzt zu halten, wie die Expertin betont.

Das Pflegeset enthält eine spezielle Zahnpasta, eine sehr weiche Zahnbürste, einen Lippenbalsam und mehrere Ampullen Kochsalzlösung. "Mundspülungen mit Kochsalzlösungen sind sehr effektiv, da sich damit die Mundschleimhaut am besten feucht halten lässt", so Holub. (red, 26.4.2018)